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Reviews

Marble Sheep

For Demolition Of A Spiritual Framework


Info

Musikrichtung: Psychedelic / Stoner

VÖ: 17.11.2003

(Fünfundvierzig / Indigo)

Gesamtspielzeit: 59:49

Big in Japan

Gemeinhin assoziiert man mit Japan eigentlich alles außer Musik - oder kennen Sie eine japanische Gruppe? Um diesen Missstand zu beheben, veröffentlicht Fünfundvierzig mit dem aktuellen, elften Album der Japaner Marble Sheep eine Scheibe, die man bedenkenlos jedem Liebhaber von Garage-/ Stoner-/ Psychedelicrock ans Herz legen kann. Die Lieder gehen gut ins Ohr, besonders die Gitarrenläufe fräsen sich regelrecht ein, und ausgezeichnete Melodiebögen findet man auch zuhauf.

Klappt man das farbenfrohe, von lila dominierte, Digipak auf, wird man von der sich räkelnden Hexe begrüßt, die sich - so der Text auf der CD - in Erwartung der Zeremoniennacht mit halluzinogener Salbe eingeschmiert hat. Dem Hörer geht es ähnlich: Eingehüllt in die Klänge der CD durchlebt er eine Reise in andere (musikalische) Sphären, bevor es gegen Ende wieder langsam gen Realität geht.

Harmlos idyllisch plätscherndes Wasser leitet Old Fishein, Rasseln gesellen sich dazu und dann zerschneidet die verzerrte Gitarre das Bild der Ruhe. Im Hintergrund machen sich mächtige Drums breit und der Fisch schwimmt gemächlich seines Weges. Nach dem Break in der Mitte wird der Fisch richtig munter, schwimmt zickzack und dreht Pirouetten. Fla Fla Heaven startet vom ersten Ton an durch, zweifellos der Smash-Hit. Irrwitzige Refrainmelodie, die einem nach nur einmaligem Hören auch noch dreißig Jahre später in Erinnerung sein wird, der Rest des Liedes ist von gleicher Qualität. Im zweiten Teil des Songs foult sich eine Gitarre dermaßen brutal ihren Weg in den Song, dass bei einem Fußballspiel die komplette Mannschaft gesperrt werden müsste. Wer nach diesem Lied ohne Grinsen dasteht, dem kann vermutlich nicht mehr geholfen werden. Euphorie pur.
Etwas bodenständiger kommt The Drop daher. Der heftig rockend beginnende Song lässt bald viel Spielraum für Schlagzeug und Bass, das Tempo wird etwas herausgenommen und die stets dominierende Gitarre hält sich einige Zeit zurück, um dann mit voller Effektbreitseite zurückzuschlagen. Gegen Ende wird noch einmal richtig dreckig verzerrt, bevor die Leitmelodie in quasi Endlosschleife das Lied beendet. Und schon wieder drängt sich ein Grinsen ins Gesicht. Mit The Night Of The Shooting Star hat sich sogar eine waschechte Ballade auf die Platte geschlichen, und man liefert den Beweis ab, dass sogar verzerrte Gitarren richtig sehnsüchtig klingen können. And Then (40 Sekunden japanisches Folkloregeklöppel) verdankt sein Dasein wohl alleine dem Zweck, einen zusammenhängenden Satz aus den drei Liedtiteln zu bilden, da es nahtlos in Rain übergeht und so auch direkt in das Lied hätte eingebaut werden können. Langsam bauen Schlagzeug und Bass das Gerüst auf, die Gitarre legt erste feine Schichten darüber, schwirrt wie ein Schwarm Hummeln durch die Luft. Sämtliche Assoziationen schießen mir durch den Kopf, komischerweise alles bis auf Regen, der müsste in Schlangenlinien und bunt fallen. Zuerst prägen wilde, effektverzerrte Gitarren das Stück, dann ein entspannter Part und gegen Ende nochmals Effekte bis zum Abwinken;) Was darauf folgt, hätte ich mir nie zu hören erhofft: Perfect Island ist die Ballade, die Ozzy Osbourne auf Down To Earth nicht geschrieben bekam und auch nie wieder zu schreiben im Stande sein wird. Einfach sagenhaft! Der Song mit Gänsehautgarantie, würde er im Radio laufen dann fände sicher auch Otto Normalhörer seinen Gefallen daran. Einprägsame Melodie, sparsam eingespielte Wellengeräusche und Möwen(?) unterstreichen den Charakter weiter, ebenso die akustische Gitarre. Ein entspanntes Lied für die Stunden zu zweit, das meilenweit von jeglichem Kitsch entfernt ist; wieder mit schier endlos wiederholtem Refrain. Ganz im Gegensatz dazu Just Going Around In Circles, ein echter Bastard von Klangcollage. Ein bedrohliches Brummen durchzieht das ganze Stück, vereinzelt klingeln kleine Klöckchen. Eher ein im Kreis Herumkriechen/sich Herumschleppen als Laufen. Ein letztes Aufbäumen, und fertig. Um es mit einem Zitat aus Perfect Island auszudrücken: "All was like a dream, but true". Trotz des etwas unpassenden Schlusses gute 18 Punkte, da das Album ansonsten vollkommen zu überzeugen weiß.



Sascha Christ

Trackliste

1Old Fish5:38
2Fla Fla Heaven8:01
3The Drop11:37
4The Night Of The Shooting Star4:38
5And Then0:38
6Rain13:45
7Perfect Island8:09
8Just Going Around In Circles7:23

Besetzung

Ken Matsutani: Guitar; Vocal
Rie Miyazaki: Bass; Chorus
Yasuyuki Watanabe: Drums; Percussion; Chorus; Synthesizer
Tarou Arakawa: Drums; Percussion; Chorus
Brown'Nose No.2: Guitar
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger