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Reviews

David Hasselhoff

Greatest Hits


Info

Musikrichtung: Pop

VÖ: 23.02.2004

(White Records)

Gesamtspielzeit: 76:04

David Hasselhoff, vielbeneideter Fahrer eines hochintelligenten sprechenden Autos (K.I.T.T.) in der Serie "Knight Rider" und noch mehr beneideter Kollege unverschämt hübscher Badenixen, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als Halbertrunkene an den Strand zu zerren, ist zurück. Im Kielwasser des 80er-Revivals und seiner neuen CD Hasselhoff sings America - was angeblich grammatikalisch korrekt sein soll - erlaubt sich die Firma White Records, die größten Hits des großgewachsenen Amerikaners auf einer CD auf den Markt zu bringen.

Vielen Leuten stellt sich da die Frage: "Wieso Greatest Hits? Ich kenne nur Looking for freedom!" Und schon sind wir beim ersten Denkfehler angelangt, denn David Hasselhoff hat vor anderthalb Jahrzehnten (ja, so lange ist es her) bedeutend stärker abgeräumt, als man sich jetzt vorstellen kann. Mit Hits wie "Crazy for you", "Everybody sunshine", "Is everybody happy", "Do the Limbo dance" errang der Frauenschwarm international mehr als 45 Platin- und Goldauszeichnungen. Zudem war "Looking for freedom" 1989 in Deutschland die meistverkaufte Single und ließ sogar Madonna hinter sich. Verantwortlich für diesen Hype war der deutsche Komponist und Texter Jack White, der bereits in den 70ern die deutsche Schlagerszene mit Hits von Tony Marshall, Tina York usw. aufwühlte. Das Zusammentreffen von David Hasselhoff und Jack White in Los Angeles sollte für die Zeit von 1989 bis 1992 schwere musikalische Folgen haben, deren Quintessenz sich nun in unseren CD-Playern dreht.

Das kollektive Rhythmusgefühl hatte Jack White von Tony Marshall herübergerettet, denn mit ganz klaren Mitklatschvorgaben beginnt mit "Is everybody happy" der erste Titel dieses Albums. Doch gleich nach dem Intro wird klar, dass man hier in eine Musikproduktion der späten 80er geraten ist, und dass das Remastering mehr als moderat ausgefallen ist. So wird man von klassischen E-Drums der ersten Generation empfangen, die sich mit den scharfen Keyboardsounds vereinigen. "Je t´aime means I love you" lässt starke Erinnerungen daran aufkommen, dass auch Modern Talking zu dieser Zeit auf dem (ersten) Zenit ihres Schaffens waren, denn auch dieser Titel hätte aus der Feder des allgegenwärtigen Norddeutschen stammen können, inklusive des typischen Backgroundgesangs.

"Looking for freedom" ist auch heute noch ein gern gehörter Titel auf Partys und Tanzflächen und kann getrost als Klassiker bezeichnet werden. Vielen wird hierbei auch Hasselhoffs Auftritt in der frisch vereinigten Bundeshauptstadt wieder in Erinnerung kommen. "Flying on the wings of tenderness" lässt erhebliche Parallelen zum Schmusesänger Engelbert aufkommen, die bei "Song of the night" noch verstärkt werden. Dies darf jedoch nicht verwundern, wurden doch einige der größten Engelbert-Hits ebenfalls von Jack White komponiert, und so sehr kann sich ein Komponist nicht im Zaum halten, dass die Grenzen nicht verwischen. "Crazy for you" weckt wieder gute Laune und lädt zum Tanzen und (soweit man den Text beherrscht) Mitsingen ein. Für den Refrain sollte es aber reichen. Für diejenigen, die im Bierzelt Probleme mit dem Originaltext hatten, wurde später als deutsche Version "Resi, hol Bier" auf den Markt gebracht, zum Glück jedoch ohne Hasselhoff.

Donnernde Drums und galaktische Keyboard-Sounds bilden den gewaltigen Einstieg zu "Passion" und peitschen den Rhythmus durch den Song. In ähnlicher Geschwindigkeit geht es durch "Let´s dance tonight", und so langsam fällt auf, dass sich viele Texte um Party, Spaß und Tanzen drehen und nicht gerade von großer Vielfalt und Pfiffigkeit geprägt sind. Und schon beginnt man, sich zu fragen, ob dies Problem vielleicht auch auf viele andere Songs aus dieser Zeit zutrifft, die sich bisher durch den Nebel der Zeit einen gewissen Glorienschein erhalten haben. Alles natürlich eine Frage des Zeitgeistes, wie auch der Song "Freedom for the world", produziert in einer Zeit, als sich der Ostblock in Wohlgefallen auflöste und nach Westen öffnete und man glaubte, dass man die restlichen Grenzen wegsingen kann. In diesen Topf des "bekehrenden Singsangs" gehörten auch andere Hits wie z.B. "Winds of change". Gottlob geht es da gleich erheblich lustiger zu Werke, wenn Mr. Hasselhoff zur Unterquerung des Limbosticks auffordert in seinem "Do the Limbo dance", das (endlich einmal) nicht vor Keyboardsounds aus den Nähten platzt und dafür reinweg gute Laune verbreitet. "Hands up for Rock´n´Roll" war wohl konzipiert, um eine harte Seite Hasselhoffs zu zeigen, blieb aber trotz harter Gitarren- und Drumsounds nicht mehr als ein Versuch, denn das Gesamtkonzept des Songs ist leider zu simpel gestrickt um eine Verbindung zum R´n´R zu legen.

"Everybody sunshine" erweist sich als ein Pool vieler Adaptionen, angefangen mit dem Gesang von Boney M., Keyboardsounds von Van Halen, und Gitarren, die gelegentlich an den Final Countdown erinnern. Insgesamt handelt es sich aber um einen weiteren Gute-Laune-Song ohne höheren Anspruch, der auf Parties durchaus seine Berechtigung finden konnte bzw. kann. Parallelen zu Roy Orbison´s "California Blue" liefert als Song Nr. 16 "The girl forever", in dem David seine sanfte Ader wieder einmal ausleben kann, ähnlich Engelbert´s "Man in the moon", bevor der letzte Titel des Albums dem DJ eine größere Pause beschert, denn über insgesamt 7:51 Minuten zieht sich das Hit-Medley mit insgesamt acht Songs, die mit Cuts von einer halben bis zu zwei Minuten vertreten sind.

Fazit:

Ein David Hasselhoff-Album wird man nicht ungedingt zu den Dingen zählen müssen, die in so gut wie jede Platten- oder CD-Sammlung gehören. Trotzdem spiegelt einem aus dieser CD der Zeitgeist der späten 80er und frühen 90er entgegen, den man bisher größtenteils vergessen hat (ob absichtlich oder nicht) wie z.B die vielen Lieder mit Peace und Freedom. Zudem hört man in vielen Songs musikalische Verbindungen zu Modern Talking, den Pointer Sisters, Bad Boys Blue, Engelbert und anderen Zeitgenossen, die einem während des Hörens der CD einfallen. Dass Jack White als Komponist und Produzent eher die simplen Strukturen liebte, lässt sich auch hier erkennen, was aber seinen Erfolg nicht schmälern kann, den er mit dieser Art von Musik erreicht(e).

Bedeutend reizvoller wäre es für die Hörer aber gewesen, hätte man sich von den doch recht harten Keyboard- und Drumsounds der 80er getrennt und die Songs mit zeitgemäßem Background neu abgemischt. Dann hätte die Musik nicht nur ihren Staub - einige nennen es auch Patina - verloren, sondern hätte auch jüngeren Hörern auffallen können, die sich aber mangels früher Geburt wohl kaum für das Album und die darauf enthaltenen Sounds interessieren dürften. Zudem hätten viele "Stammhörer" sich noch einmal für den "neuen" Hasselhoff interessieren können. So bleibt es jedenfalls (nur) ein Greatest-Hits-Album, auf dem sich die Hits wiederfinden (nebst dem Hit-Medley) und dass leider nichts Neues zu bieten hat. Diejenigen aber, die bereits vor 15 Jahren in den Discos ihre Runden drehten, werden vielleicht ihren Spaß haben an dieser Sammlung, und sei es auch nur der alten Zeiten willen.



Lothar Heising

Trackliste

1Is everybody happy 4:25
2Je t´aime means I love you 4:09
3Torero - te queiro3:59
4Looking for freedom 3:53
5Flying on the wings of tenderness 3:41
6Song of the night 3:59
7Crazy for you 4:35
8Passion 4:14
9September love 3:56
10Let´s dance tonight 4:37
11Freedom for the world 4:03
12Do the limbo dance 3:45
13Hands up for Rock´n´Roll 5:00
14Everybody sunshine 4:35
15Joined at the heart 4:48
16The girl forever 4:34
17Hit-Medley 7:51
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So bewerten wir:

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