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Jesu, meine Freude. Sämtliche Motetten (BWV 225-230 & BWV Anh. 159)
Info
Musikrichtung:
Barock vokal
VÖ: 22.11.2009 (Ramée / Codaex CD / DDD / 2009 / Best. Nr. RAM 0906) Gesamtspielzeit: 70:06 |
TRANSPARENT
Der Bariton Peter Kooij gehört zu den bekanntesten Bach-Interpreten und hat bei zahllosen Aufführungen und Einspielungen der Kantaten und Oratorien mitgewirkt. 2001 hat er sein eigenes Vokalsolistenensemble Sette Voci gegründet, das sich aus Sänger/innen aus dem Bereich Alten Musik zusammensetzt, die über Erfahrungen als Solisten wie auch als Mitwirkende im Kollektiv verfügen. Diese doppelte Perspektive kennzeichnet auch das Repertoire ihrer neuen Platte mit den Motetten von J. S. Bach. Selbige sind in der Regel doppelchörig komponiert, d. h. für zwei Vokalquartette, die durch parallel mitlaufende Instrumentalstimmen oder eine Basso-continuo-Stütze verstärkt werden können. Kooij hat sich für Letztere entschieden und so begleiten zwei Truhenorgeln und eine Violone die beiden Sub-Ensembles.
Obschon die Gattung bereits zu Bachs Zeiten keine große Rolle mehr spielte, gehören die erhaltenen Werke doch mit zu den Höhepunkten seines Schaffens und zu den ganz wenigen Stücken, die auch nach Bachs Tod weiter aufgeführt wurden. Während z. B. die ausladende Komposition Jesu, meine Freude durch die wechselnden Besetzungen und madrigalesken Tonmalereien von großartiger innerer Dramatik ist, überwältigt Singet dem Herrn ein neues Lied durch einen hinreißenden konzertanten Kontrapunkt. Schon Mozart war, als er das Werk 1789 bei einer Zwischenstation in Leipzig erstmals hörte, überwältigt.
Da Sette Voci in historisch angemessener Kleinstbesetzung antritt, kommen die tanzenden Kontrapunkte dieses Stückes in schöner Transparenz zur Geltung. Man hört allerdings auch, dass die Ausführenden alle selbst als Solisten tätig sind; es gibt sicherlich homogenere, vokal geschlossenerere Einspielungen dieser und der der übrigen Motetten. Was man bevorzugt, ist freilich auch eine Auffassungs- und nicht zuletzt Geschmackssache. Die Deutlichkeit, mit der gesungen und artikuliert wird, unterstützt eine - trotz der Kirchenakustik - eher direkte, kammermusikalische Klanglichkeit. Scharfe S- und Sch-Laute lassen sich da in Komm, Jesu, komm schon recht deutlich vernehmen. Im Ausdruck liegen die Interpretationen auf einer mittleren Linie. Das „Trotz dem alten Drachen“ und andere dankbare Ausdrucksmomente aus Jesu, meine Freude lässt Kooij eher zurückhaltend nehmen. Aber ins Gesamtkonzept der Aufnahme fügt sich dieser sensible Umgang mit solchen Stilmitteln gut ein.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Komm, Jesu, komm | 8:45 |
2 | Jesu, meine Freude | 21:13 |
3 | Singet dem Herrn ein neues Lied | 13:15 |
4 | Fürchte dich nicht, ich bin bei dir | 8:29 |
5 | Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn | 4:06 |
6 | Der Geist hilft unserer Schwachheit auf | 7:57 |
7 | Lobet den Herrn, alle Heiden | 6:21 |
Besetzung
Peter Kooij: Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |