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Schumann, R. (Fink)

Lieder

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 13.11.2009 (harmonia mundi usa / harmonia mundi / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. HMC 902031) Gesamtspielzeit: 62:56

Diese zweite Produktion mit Schumann-Liedern in der Interpretation von Bernarda Fink bei harmonia mundi ringt einem sowohl Bewunderung wie auch Bedauern ab: Bewunderung für Finks unbedingten Gestaltungswillen, für die Vielfalt ihrer technischen Mittel, um dem Hörer in der Kurzform des Liedes eine komplexe Figur, ja, ganze Seelenlandschaften vor Augen zu stellen. Bedauern deshalb, weil Finks Stimme einem nicht mehr zu kaschierenden Alterungsprozess unterworfen ist, der gerade im Mezzo-Fach bei aller Pflege, die man dem sensiblen "Instrument" Stimme angedeihen lässt, unschöne Spuren hinterlässt. Bei Bernarda Fink, Jahrgang 1955, zeichnete sich diese Entwicklung schon seit ein bis zwei Jahren ab, so etwa in der Einspielung von Mozarts "Idomeno" unter René Jacobs (harmonia mundia, 2008) und auf der CD mit Solokantaten Johann Sebastian Bachs (ebd.). Was dort nur phasenweise zu bemerken und ob der Vorzüge galant zu überhören war, wird nun bei den Schumann-Liedern überdeutlich. Die Registerwechsel vollziehen sich alles andere als bruchlos, die Stimmfarbe wechselt von Register zu Register sogar so massiv, dass man zwei unterschiedliche Sängerinnen vor sich wähnt. Vor allem aber ist der Vortrag, zumal in der Höhe, geprägt von einem Vibrato, das in seiner Flackrigkeit eben kein absichtsvoll eingesetztes Gestaltungsmittel mehr ist und das den Liedern schnell einen säuerlichen Beigeschmack und eine Biederkeit verleiht, die sicher nicht Bernarda Finks Intention entspricht.

Inhaltlich bezieht die CD ihren Reiz u.a. daraus, dass Fink und ihr sensibel agierender Klavierpartner Anthony Spiri sich dazu entschlossen haben, auch die selten gespielten Vertonungen der Gedichte der Königin Maria Stuart in das Programm aufnzunehmen. In diesem opus 135, entstanden als Spätwerk 1852, gelangt Schumann zu einer nur vordergründig schlichten, in Wahrheit bis auf den Kern zurückgeführten Art der Liedkomposition, die die Figur mit ihren Empfindungen schutz- und ausweglos vorstellt. Man mag dies als Vorahnung des schumannschen Leidenswegs am Ende seines Lebens deuten, jedenfalls aber handelt es sich um ein Ausdrucksform, die noch einmal radikal neuartig und außerordentlich intensiv anmutet.

Sven Kerkhoff