Reviews

Nancarrow, C. (Bösendorfer)

Player-Piano 9 / Conlon Nancarrow Vol. 5

Info Musikrichtung: Player Piano VÖ: 25.09.2009 (MDG / Codaex / CD / DDD / 2005 / Best. Nr. MDG 645 1409-2)

Diese 5. und letzte Folge der von Jürgen Hocker realisierten Einspielung sämtlicher Studies for Player Piano des amerikanisch-mexikanischen Komponisten Conlon Nancarrow ist nicht nur bemerkenswert, weil hier erstmals drei unveröffentlichte Studies und einige frühere Werke des Komponisten, darunter ein hinreißendes Duett für Player-Piano und "echte" Violine eingerichtet und aufgenommen wurden. Es ist vor allem die Mischung aus eingängigeren und fordernden Stücken, die diese Platte für Neugierige zum Einstieg in Nancarrows polyrhythmischen Kosmos geeignet macht.

Die Studies der 49er Serie z. B. atmen hörbar den Geist des Jazz, muten den Ohren aber auch schon die Verfolgung gegenläufiger rhythmischer Prozesse bis hin zu den furiosen Glissando-Eskalationen zu, die mit menschlichen Fingern nicht mehr ausführbar sind. Geradezu eingängig sind dagegen z. B. das schmissige Prelude oder die Sonatina for Piano, die ursprünglich für einen echten Pianisten komponiert wurden, während die ebenfalls für eine reale Spielerin komponierten Canons for Ursula mit ihren komplizierten rhythmischen Proportionen (5:7 oder 6:9:10:15) die Aufnahmefähigkeit des Hörers wieder mehr fordern.
Launige Seitenstücke wie Para Yoko oder das materialreiche For Ligeti zeigen überdies, dass Nancarrows Musik nicht nur eine faszinierende technische Seite hat, sondern auch einigen Humor. Die Toccata für Player-Piano und Live-Violine fungiert auf diesem Album als irrwitziger Rausschmeißer.
Wie in den übrigen Folgen der Hocker-Versionen überzeugt der prägnante, aber nicht metallisch harte Klang des sorgfältig restaurierten Instruments. Dazu gibt es die gewohnt guten Einführungen im Beiheft.

Georg Henkel