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Messiaen, O. (Schwanewilms - Märkl)

Poèmes pour Mi. Les offrandes oubliées. Un sourire

Info Musikrichtung: Klassische Moderne Lied / Orchester VÖ: 12.10.2009 (Naxos / Naxos / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. 8.572174) Gesamtspielzeit: 52:48

Im Vergleich mit Pierre Boulez Einspielung der neun Poèmes pour Mi (Fassung für Sopran und Orchester 1937) von Olivier Messiaen (DG, 1996) verfügt diejenige Jun Märkls über die adäquatere Solistin. Francoise Pollet hat bei Boulez zwar die erforderliche dramatische Kraft, ihr ausgeprägtes Vibrato stört aber auf Dauer die feinziselierten melodischen Linien und nivelliert den Ausdruck, statt ihn zu differenzieren.
Anne Schwanewilms dagegen kann ihre Stimme je nachdem seidenfein ausspinnen oder expressiv auflodern lassen. Am faszinierendsten zeigen sich ihre vokalen Künste in jenen Momenten, wo sie perfekt mit den vom Orchestre National de Lyon beigesteuerten harmonischen Spektren verschmilzt. Dann erinnert ihre Farbe manchmal frappierend an ein von Messiaen geschätztes frühes elektronisches Instrument, das Ondes Martenot. Verführerisch und zugleich surreal mutet dieser Effekt an, trifft den charakteristischen, zwischen geistlicher und sinnlicher Ekstase schwebenden Ton der Musik aber ausgezeichnet. Alles ist hier aus der expansiven Melodik entwickelt. Die etwas langsameren, somnabulen Tempi, die Märkl dazu anschlägt, steigern den Genuss zusätzlich. Gerne würde man von Schwanewilms z. B. auch Messiaens Zyklus Harawi hören.
Märkls Ansatz lässt die Musik in den beiden anderen Orchesterwerken auf dieser CD, dem frühesten Les offrandes oubliées (1930) und dem allerletzten, retrospektiv anmutenden Un sourire (1991) vergleichbar flirrend, unwirklich, delikat verspielt erscheinen.

Georg Henkel