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Dvorak / Haas / Schulhoff (Amsterdam Sinfonietta)

The Bohemian Album

Info Musikrichtung: Kammermusik Romantik/Moderne VÖ: 18.09.2009 (Channel Classics / Note 1 / SACD hybrid / 2008 / Best. Nr. CCS SA 24409) Gesamtspielzeit: 76:39 Internet: Amsterdam Sinfonietta

Ein höchst abwechslungsreiches Programm bietet dieses böhmische Album, dessen Werke einzig durch jenen losen geographischen Bezug miteinander verbunden sind.

Dvoraks bekannte Streicherserenade wird sehr geschmeidig, teils geradezu sämig ausgeführt und bekommt dadurch eine Tendenz zum gefälligen, symphonischen Sonntagskonzertklang. Sie verträgt indes leicht ein Mehr an kammermusikalischer Zuspitzung und dramatischer Kontrastierung. In Ermangelung dessen hinterlässt sie auf auf dem Album den schwächsten Eindruck.

Weniger bekannt als die Streicherserenade sind die eigentlich für Streichquartett geschriebenen Werke von Pavel Haas (1899-1944) und Erwin Schulhoff (1894-1942). Sie zeigen eine vielversprechende musikalische Entwicklungslinie der Moderne, die infolge der menschen- und kulturverachtenden Naziherrschaft in den 40er Jahren weitgehend abgerissen ist. Sowohl Haas wie auch Schulhoff integrieren zwar, Dvorak vergleichbar, volkstümliche Versatzstücke in ihre Musik. Sie kombinieren diese aber mit einem Höchstmaß an Expressivität, mit harmonischen Brüchen und evozieren so eine spukhafte, bizarre Atmosphäre mit starken Kontrasten. Vieles wirkt daher wie eine musikalische Entsprechung zu den großen Stummfilmklassikern.
Dem wird der kultivierte Ansatz der Amsterdam Sinfonietta wiederum nicht konsequent gerecht. Die Schärfe und Kantigkeit, die diese Musik selbst noch in angedeuteten Tanzsätzen hat, scheint allenfalls einmal in Schulhoffs Alla Czeca auf, wird aber ansonsten nicht ausgereizt.

Sven Kerkhoff