Reviews
Crazy Love
Info
Musikrichtung:
poppiger Swing/Jazz
VÖ: 09.10.2009 (Reprise Records) Gesamtspielzeit: 50:37 Internet: http://www.michaelbuble.com |
Kaum zwei Wochen nach Erscheinen des mittlerweile vierten Studioalbums steht Crazy Love von Micheal Bublé bereits auf Platz 1 der us-amerikanischen Billboard Charts, ebenso wie in seinem Heimatland Kanada, wo Crazy Love ebenfalls schon den Doppelplatin-Status erreicht hat. Man möchte fast sagen: Wen wundert das, bei der sehr gefälligen Form, in der Micheal Bublé seine jazzigen und swingigen Songs präsentiert?!
Auch auf seinem vierten Album bleibt Michael Bublé seiner bisherigen Linie treu: 11 Songs (in der europäischen Version mit 2 Bonussongs) in einem "charmanten" Miteinander von Pop, Swing und Jazz. Dabei beginnt die Scheibe mit "Cry me a River" da doch etwas bombastischer mit einem Song im Stile eines James Bond-Titelliedes - und der zwar nicht umbedingt an die Klasse der meisten Bondsongs heranreicht, aber trotzdem sehr catchy ist.
Danach verfällt Michael Bublé mit "All of Me" in einen leichten und sehr braven Swing, der aber schon die große Schwäche des Albums offenbart, die dann in der Coverversion von "Georgia on my Mind" mehr als deutlich wird, muss sich der Kanadier doch bei diesem in den 30er Jahren geschriebenen Titel an Größen wie etwa Ray Charles messen lassen... und da kann Michael Bublé nur verlieren! Hier zeigt sich, dass sowohl die Instrumentierung als auch die Stimme schlichtweg ZU brav, ZU gefällig sein wollen - und auch auf diese Art kann man einen Titel nahe ans Scheitern bringen. Bublé fehlt entweder das Rauhe, das Eigenständige in seiner schöne, klaren Stimme, oder aber er setzt es nicht ein; letzteres wäre schade...
Mit "Crazy Love" folgt ein weiterer Titel aus dem langsamen, leisen Popmilieu, mit einer schlichten Melodie, die lediglich dazu dienen soll, Bublés Stimme in Szene zu setzen. "Haven't met you yet" zieht das Tempo ein wenig ein und präsentiert einen fröhlichen Popsong, der dazu einlädt, ungezwungen mitzuwippen - das ist nicht originell gemacht, aber sehr ansprechend präsentiert. Schneller, zwischen Jazz und Swing angesiedelt kommt dann auch "All I do is dream of you" daher, ein Song, den man Frank Sinatra live singen hören möchte, oder aber wiederum einen Michael Bublé mit mehr rauhen Elementen in der Stimme.
Zu "Hold on" hätte ich in meiner wilden Jugend Klammerblues getanzt; der Song ist schön, geht ins Ohr, bleibt dort aber nicht in dem Sinne, dass sich ein Wiedererkennungswert ergäbe. Deswegen bin ich auch dankbar für das folgenden "Heartache tonight", bei dem es endlich einmal erkennbar swingt: Dazu tragen sowohl die markanten Blechbläser als auch die hörbaren Ansätze der Gitarren bei - und, dass Bublé zumindest den winzigen Ansatz einer Variation seiner Stimme zeigt. Für mich einer der besten Songs auf Crazy Love. Das musikalisch ebenfalls schöne, weil zarte, jazzige "You're nobody till somebody loves you" zündet dagegen leider, leider nicht, hier fehlt der stimmliche Kontrast zur Instrumentierung - nochmals: Leider, denn der Song ist ansonsten wunderbar arrangiert... Selbes Manko - ich weiß, ich wiederhole mich - auch beim Duett mit Sharon Jones bei "Baby (you've got what it takes)", das macht die Duettpartnerin sehr deutlich
"At this Moment" ist hochgradig schmalzig und wird die Damenwelt dahinschmelzen lassen; man kann das auch negativ formulieren, doch belassen wir es bei diesen Worten! Ich bin lediglich froh darüber, dass Crazy Love nicht mit diesem Titel, sondern mit dem zarten Jazzstücke "Stardust" endet, auf dem Naturally Seven die Rolle des background-Chorus übernehmen, und das sehr ansprechend; auch die Klarinette tut dem Song sehr gut, doch muss sich Bublé auch bei diesem Stück wiederum an den Arrangements von Sinatra messen lassen...
Es folgen in der europäischen Version zwei Bonustitel, zum einen "Whatever it takes" mit einem leichten Anklang an den Bossa Nova (Diana Krall läßt grüßen?) sowie "Some kind of wonderful", das von den Arrangements an "Heartache tonight erinnert...
Was bleibt? Ein professionell eingespieltes Album mit gefälliger Musik, sehr leicht, lässig und bekömmlich, getragen im wesentlichen von der Stimme Michael Bublés. Diese Stimme ist schön, ohne jede Frage, schnörkellos, sicher im Ton, variantenreich in der Lautstärke sowie in Höhen und Tiefen - allerdings singt der Kanadier auf der Grenze zur Belanglosigkeit, und das schon auf dem vierten Album! Es täte ihm vermutlich gut, den bisher eingeschlagenen Weg einmal zu verlassen und etwas mehr an einem eigenständigeren, markanteren Profil zu arbeiten - was dann daraus werden könnte wage ich mir gar nicht auszudenken... Insofern: Mal abwarten, und bis dahin ist Crazy Love einfach ein schönes leichtes Album!
Andreas Matena
Trackliste
1 | Cry me a River | 4:15 |
2 | All of me | 3:08 |
3 | Georgia on my Mind | 3:08 |
4 | Crazy Love | 3:31 |
5 | Haven´t met you yet | 4:05 |
6 | All I do is dream of you | 2:32 |
7 | Hold on | 4:06 |
8 | Heartache tonight | 3:52 |
9 | You´re nobody until somebody loves you | 3:07 |
10 | Baby (you´ve got what it takes) | 3:20 |
11 | At this Moment | 4:38 |
12 | Stardust | 3:15 |
13 | Whatever it takes (bonus) | 4:35 |
14 | Some kind of wonderful (bonus) | 3:05 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |