Reviews
Karussell der Liebe
Info
Musikrichtung:
Deutschpop / Chansonpop
VÖ: 06.11.2009 (Millareords) Gesamtspielzeit: 51:23 Internet: http://www.myspace.com/janajosephina |
Wenn jemand sein Album Karussell der Liebe nennt, muss er (bzw. Sie) damit rechnen, das man zunächst mal ein ganz fürchterliches „Schlager / Volksmusik“ Vorurteil im Kopf bekommt. Und das ist in diesem Falle sehr, sehr schade.
Denn das Debütalbum der jungen, aus Frankfurt stammenden Jana Josephna Leipziger ist ein absolut schönes Deutschpop Album geworden.
Das Titelstück als Einstieg vermittelt zunächst noch den Eindruck, das es sich in eine Art Chansonpop Richtung entwickelt, jedoch ist es nur der Auftakt zu einem kunterbunten Mix der populären Stile. Moderner Elektropop mit 80´s Touch auf „Weißt Du“ Beschwingter Rock-Pop auf der Singleauskopplung „Zweit Allein“ mit fetzigen Bläsern, dunkler elektronischer Pop mit feiner Gitarre auf „Greif zu“, zickiger, von Elektronik beherrschter Pop, in dem Jana mit sich selbst im Duett singt auf „Lust an“.
„Streit“ bietet dann ein echte Duett, zu einem schönen elektronischen, fast technoiden Rhythmus, auf dem jedoch ein Cello und Violine neben den Keyboards die Führung unternimmt. “So kalt“ bietet dann wieder feinsten Elektropop und das macht das Album auch aus, die sich ständig abwechselnde und ergänzende Songvielfalt.
Besonders herausstechen für mich das von Streichern und programmierten Rhythmen bestimmte „Alltagsmonster“, in dem Ja Josephina von den Tücken des Alltags, sprich von der Begebenheit, das man den Sinn für das Schöne und vor allem den Sinn für sein Gegenüber in einer Partnerschaft verliert, weil der Alltag die komplette Aufmerksamkeit von einem verlangt. Sie trifft das sehr genau, das macht schon Gänsehaut, weil es auch musikalisch gut umgesetzt wurde und trotzdem poppig genug, um zu gefallen. Das direkt darauf folgende „Nimm meine Hand“ besticht mit schöner Gitarrenarbeit und diesem angenehmen vor sich hinziehenden Rhythmus. Und das abschließende „Der Weg“ bietet auch noch mal absoluten Gänsehautfaktor: Cello, tieftraurig, dazu eine wundervolle langsame Pianomelodie. Darüber liegt Jana´s verträumter Gesang, sehr, sehr schön - balanciert auf der Kitschgrenze, ist aber einfach zu schön, um in die Schmalzecke gestellt zu werden. Natürlich ist die Pianomelodie eine langsame Kopie der einprägsamen Grundmelodie von HIM´s „Join me (in death), aber wenn dann so eine wahnsinnig schöner Song daraus entsteht, sei es drum.
Abschließend noch zum Wichtigsten: Jana´s Stimme. Diese ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber spätestens nach dem 2. Hörgang bekommt diese klare, lazive Stimme in etwas höheren Lagen sogar einen gewissen Suchtfaktor.
Am Ende bleibt festzustellen, das Karussell der Liebe eine der besten deutschsprachigen Popproduktionen ist, die ich in den letzten Jahren zu Gehör bekommen habe und hoffentlich seinen verdienten Erfolg erzielen wird. Nur, liebe Jana, beim nächsten Mal bitte bei der Albumtitelauswahl ein wenig mehr Obacht.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Karussell der Liebe | 1:51 |
2 | Zweit allein | 3:30 |
3 | Greif zu | 3:03 |
4 | Lust an | 3:10 |
5 | Streit | 3:48 |
6 | So kalt | 3:04 |
7 | Grund | 3:11 |
8 | Küssen | 3:30 |
9 | Weißt Du | 3:57 |
10 | Alltagsmonster | 3:28 |
11 | Nimm meine Hand | 4:42 |
12 | Für Dich | 3:49 |
13 | Träume | 4:09 |
14 | Der Weg | 6:11 |
Besetzung
Uwe Grohn - Schlagzeug
Julian Michel - Bass
Manuel Manko - Cello
Matthias Orgler - Klavier
Giuseppe Porello - Gesang bei Streit
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |