Reviews
Quantos possunt ad Satanitatem trahunt
Info
Musikrichtung:
Black Metal
VÖ: 21.10.2009 (Regain Records) Gesamtspielzeit: 34:47 Internet: http://www.gorgoroth.info |
Nun, Gorgoroth muß man als eine der dienstältesten (seit 1992) und wohl auch bekanntesten norwegischen Black Metal-Bands nicht mehr vorstellen. Die üblichen Besetzungswechsel um Bandgründer Infernus (1995: Pest, Frost; 1997: Ares, Grim, Gaahl; 1998: 1999 King Ov Hell, Kvitrafn) sind eigentlich nur insofern von Interesse, als dass mit Gaahl und King 2000 das Album Incipit Satan eingespielt wurde, auf dem sich ein deutlicher Stilwechsel abzuzeichnen schien, der nicht alle Fans der band überzeugen konnte. Auch das folgende Twilight of the Idols (In Conspiracy With Satan) 2003, das fast vollständig von King komponiert worden war dokumentierte dies ebenso wie 2006 Ad Majorem Sathanas Gloriam.
2007 trennten sich Gaahl und King von Infernus. Grund dafür war die nach ihrer fehlende Beteiligung an Gorgoroth. Seitdem hat die Band ohne Infernus zwar weitergemacht, u.a. 2008 auf einer Europatournee, gleichzeitig aber lief ein Namens- und Rechtestreit um Gorgoroth. Nachdem dieser zugunsten von Infernus geklärt war und Gaahl und King bekanntlich unter dem Namen God Seed weiterzumachen gedenken, steht nach so viel Posse nunmehr das neue Album von Gorgoroth in neuer/alter Besetzung an: Quantos possunt ad Satanitatem trahunt heißt das gute Stück, an das sich nun nicht nur die Hoffnung der neueren Fans der Band knüpfen, sondern auch die alter, sind doch mit Tormentor und Pest zwei altgediente Gorgoroth-Leginäre wiederum mit von der Partie.
Um es vorweg zu sagen: Ich war nicht der Meinung, dass Gorgoroth durch Gaahl und King an Qualität und Bösartigkeit verloren hatte, mehr noch verliehen Gaahls screams und Kings Songwriting der Band etwas, dass sie vom Rest der harten Szene abhob. "Wound upon Wound", der Opener von Ad majorem... ist und bleibt für mich einer der besten Black Metal-Songs, die ich kenne. Neben den hasserfüllten screams und den stakkatoartigen drums, den langsamen Passagen die geradezu nervenaufreibend sind, zeigte sich an diesem Song vor allem, was Gorgoroth mit den beiden zusammen ausmachte: Die Songs waren catchy!
Es scheint mir nur fair, das vorweg zu schieben, denn dann wirds sicherlich niemanden erstaunen wenn mein erstes Urteil zur neuen "Infernus"-Gorgoroth-Scheibe Quantos possunt... lautet: Genau dieses Element fehlt!
Man verstehe mich nicht falsch: Quantos possunt... ist eine ordentliche Black Metal-Scheibe, die auch ordentlich produziert ist, der Sound (soweit sich das sagen läßt) ist sauber, aber auch nicht zu clean, dazu auch noch druckvoll. Die Instrumente sind richtig gut abgemischt - aber keiner der Songs bleibt im Ohr hängen! Am ehesten geeignet wäre noch der Opener "Introibo ad Altare Satanas", der das stakkato-artige drumming der letzten Alben noch einmal aufgreift, um dann doch im Mittelteil nur wieder ins hemmungslose Geprügel überzugehen. Leider ist dieser Song mit nur knapp 2 Minuten viel zu schnell vorbei. Das folgende "Aneuthanasia" dagegen versucht im Midtempo, eine kleine Melodie zu etablieren, die leider wenig mitzureißen versteht.
Noch einmal gedrosselt wird das Tempo dann bei "Prayer", das fast doomig daherkommt - aber auch dazu braucht es mehr als den kleinen Melodiebogen, den die Mannen um Infernus auspacken, vor allem dann, wenn man den Hörer mehr als 6 Minuten fesseln möchte. Da ist man dann fast erleichtert, dass im Mittelteil des Stückes "Rebirth" sich ein solcher Melodiebogen findet, ähnlich wie bei "Building a Man", das dann auch sowohl mit leichten Industrial- wie Death-Anleihen aufwartet und eine der wenigen rasend-schnellen Passagen bietet.
"New Breed" und "Cleansing Fire" huldigen dann ebenfalls zum Teil den schnelleren Gorgoroth-Stücken, ansonsten auch hier im wesentlichen midtempo. Selbigen Wechsel findet man auch bei "Human Sacrifice", verbunden mit dem Versuch, durch clear vocals ein pathetisches Element zu integrieren. Was hingegen das abschließende "Satan-Prometheus" mit der nur allzu deutlichen Celtic Frost-Reminiszenz soll, weiß ich nun auch nicht.
Beim nochmaligen Durchlesen der letzten Zeilen muß ich den Eindruck vielleicht noch ein klein wenig gerade rücken: Das neue Gorgoroth-Album Quantos possunt ad Satanitatem trahunt ist mit Sicherheit kein schlechtes Black Metal-Album - wenn auch ein kurz geratenes! Mit Sicherheit aber ist es ein schlechtes Gorgoroth-Album, nämlich ein mehr als verwechselbares, das einer Band mit diesem Ruf gar nicht gut zu Gesicht steht: Originalität Fehlanzeige! Hoffentlich nur ein Schnellschuß, den das nächste Album wieder gerade rücken kann, denn ansonsten steht das Ende einer Legende bevor...
Andreas Matena
Trackliste
1 | Introibo ad Altare Satanas | 2:19 |
2 | Aneuthanasia | 3:33 |
3 | Prayer | 6:34 |
4 | Rebirth | 3:23 |
5 | Building a Man | 5:29 |
6 | New Breed | 3:13 |
7 | Cleansing Fire | 3:46 |
8 | Human Sacrifice | 5:37 |
9 | Satan-Prometheus | 0:53 |
Besetzung
Tormentor: guitars
Pest: vocals
Tomas Asklund: drums
Bøddel: bass
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |