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Buxtehude, D. (Bryndorf)

Orgelwerke Vol. 1

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 24.11.2003 DaCapo/ Naxos (CD DDD (AD 2002) / Best. Nr. 8.226002) Gesamtspielzeit: 65:36 Internet: DaCapo Marienkirche Helsingör

Qualitätvolle Gesamteinspielungen der Orgelwerke Dietrich Buxtehudes (1637(?)-1707) gibt es bereits zuhauf. Wer auf diesem Feld ein neues Projekt beginnt, muß sich also starker Konkurrenz erwehren und die Frage beantworten: Warum schon wieder dasselbe Repertoire? Die dänische Organistin Bine Bryndorf braucht, um es vorwegzunehmen, weder die Konkurrenz zu scheuen, noch der Frage aus dem Weg zu gehen.
Ein wesentlicher Reiz dieser neuen Reihe, die mutmaßlich auf 6 oder 7 CDs angelegt sein dürfte, besteht darin, dass Bryndorf die Stücke auf jenem Instrument an der Marienriche in Helsingör eingespielt hat, das Buxtehude selbst in seiner Zeit als Organist dort zwischen 1660 und 1668 zur Verfügung stand. Nun gut, die Orgel ist inzwischen nicht nur mehrfach generalüberholt worden - genaugenommen befindet sich hier hinter dem alten Prospekt inzwischen ein ganz anderes Orgelwerk. Dennoch: Es handelt sich um ein Instrument von großer Klangschönheit mit einem warmen, schmeichelnden Ton, der selbst im Brausen bei voller Registrierung noch angenehm rund bleibt. Hinzu kommt eine günstige Raumakustik.

Buxtehudes Orgelwerke zeichnen sich trotz aller Formstrenge durch einen großen Reichtum an Phantasie und durch überraschende Wendungen aus. Hier kam ihm der sog. stylus phantasticus entgegen, eine Eigenart in freieren Stücke (Präludium, Passacaglia u.ä.), bei denen sich dieser Stil in der Oberstimme durch plötzliche Wechsel in der Stimmführung, der Stimmanzahl, vom Lauf zum Akkord usw. auszeichnet. Dem wurde das Ostinato entgegengesetzt, eine sich in der Begleitung beständig wiederholende, überschaubare melodische und rhythmische Formel. Der Reiz liegt in der Mischung aus strenger Disziplin und Einfachheit auf der einen, sowie freier Entfaltung auf der anderen Seite. Die Organistin Bryndorf fühlt sich in dieser Formenvielfalt hörbar zuhause. Ihr Spiel ist abwechslungsreich und lebendig, manchmal sogar etwas schelmisch. Schon das einleitende Präludium in g-moll zieht den Hörer auf diese Weise in den Bann. Mühelos meistert die Dänin die technischen Finessen und vermag deshalb auch einmal das Tempo anzuziehen, wo es angebracht ist.

Naturgemäß weniger ausladend sind Buxtehudes Choralvorspiele und -bearbeitungen, bei denen es sich zumeist um verschriftlichte Improvisationen aus seinem gottesdienstlichen Orgelspiel handeln dürfte. Die Choralmelodie (eine schöne Idee: Im Booklet sind diese Melodielinien mit Text abgedruckt) erscheint jeweils nur einmal, wird dann umspielt, ausgeziert und zahlreichen Veränderungen unterworfen. Problematisch ist, dass diese Stücke natürlich eigentlich mit dem folgenden Choral zusammen gedacht und geplant sind. Stehen sie alleine und in Reihe hintereinander, kommt schnell Langeweile auf. Bine Bryndorf versucht, dem durch mehrfachen Wechsel der Registrierung vorzubeugen, wählt dabei aber z.T. Register, die den Stücken nicht immer gerecht werden und ihnen manches von ihrer Kraft nehmen.
Mehr noch als sonst gilt indes gerade bei der Registrierung: Geschmackssache!

Spiel- und aufnahmetechnisch jedenfalls ist diese Produktion ein echter Gewinn und macht neugierig auf die folgenden Teile. Dazu trägt nicht zuletzt das detailreich und liebevoll gestaltete Booklet bei, welches viele Informationen über den Komponisten, die Werke und die Künstlerin enthält, dazu natürlich eine Übersicht der technischen Daten und Register der Orgel der Marienkirche.

Sven Kerkhoff