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Bernstein, Gershwin, Ellington u.a. (Rattle)

Americana

Info Musikrichtung: Moderne VÖ: 30.01.2004 EMI Classics / EMI (CD DDD (AD 1987-2000) / Best.Nr. 7243 5 57691 2 1) Gesamtspielzeit: 56:56 Internet: EMI Classics

Wenn wir "alten Europäer" an Amerika denken, fallen uns im Moment akustisch wohl eher Kriegstrommeln ein, allenfalls noch das laute Staccato der Medienschlacht im Rennen ums Präsidentenamt. Dass Amerika auch angenehme Seiten hat, beweist Sir Simon Rattle, mittlerweile zum Chef der Berliner Philharmoniker avanciert, auf diesem Album also gerade zur rechten Zeit. Es handelt sich um keine neuen Einspielungen, sondern einen Zusammenschnitt aus älteren Aufnahmen, die Rattle ausschließlich mit britischen Ensembles eingespielt hat.
Das ganze beginnt mit der quirligen Ouvertüre "Wonderful Town" von Leonard Bernstein und ähnlich schwungvoll jazzig geht es praktisch durchgehend weiter. Viele alt bekannte Ohrwürmer sind hier wie an einer Perlenschnur aneinandergereiht. Das trifft tatsächlich den Kern, denn stets hört man Rattles Leidenschaft für und seine lange Beschäftigung mit dieser Musik heraus, in der sich viel Stilrichtungen mischen und die mit mancherlei Verrücktheiten aufwarten kann. Praktisch alle Stücke gehen ins Blut oder Tanzbein und was man vielleicht noch nicht so gut kennt, gewinnt man dadurch doch sogleich lieb.
Schwerpunktmäßig handelt es sich um Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus neuerer Zeit stammt hingegen John Adams´ "Short Ride in a Fast Machine" - ein humorvoller, tonmalerischer Abgesang auf die Industriekultur.

Besonders gut gefällt die Einspielung der berühmten "Rhapsody in Blue" von George Gershwin mit Peter Donohue am Klavier und der London Sonfonietta, wie überhaupt die frühen Aufnahmen mit diesem Orchester durch höchste Qualität und Konzentriertheit bestechen. Doch auch das >b>City of Birmingham Symphony Orchestra>/b> macht eine ausgesprochen gute Figur, etwa in dem oben angesprochenen Stück von John Adams.

Kurzum: Die richtige CD für einen entspannten Abend voll guter Laune und für den Brückenschlag über den Atlantik. Da nimmt man es hin, dass Simon Rattle auf dem Cover mit "Uncle Sam wants you"-Geste posiert - unter diesen Umständen folgt man seinem Ruf gern!

Sven Kerkhoff