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Sämtliche Toccaten für Clavier
Info
Musikrichtung:
Barock Tasteninstrumente
VÖ: 24.07.2009 (Ramée / Codaex / 2 CD / DDD / 2008 / Best. Nr. RAM 0903) Gesamtspielzeit: 153:35 |
ÜBERZEUGENDES DOPPEL
Eigentlich ist es ganz konsequent, was Leon Berben tut: Statt wie sonst die Werke J. S. Bachs für Cembalo oder Orgel in separaten Einspielungen vorzulegen, präsentiert er hier im Zusammenhang, was zusammen gehört: Sämtliche Toccaten, die von Bach überliefert sind, finden sich auf einer Doppel-CD.
Denn was Bach zu seiner Zeit für das Clavier komponierte, konnte auf ganz unterschiedlichen Tasteninstrumenten ausgeführt werden: Cembalo (es gab diverse Modelle, u. a. mit Pedal), Clavicord, Orgel oder auch Fortepiano (dessen früheste deutsche Modelle Bach noch kennengelernt hat). Berben teilt nach Werken manualiter - für das zweimanualige Cembalo - und pedaliter - für die Orgel (es wäre spannend gewesen, einige dieser Stücke auch mal auf einem Pedalcembalo zu hören!). Bachs Toccaten sind in unterschiedlichen, nicht immer autographen Fassungen überliefert und zeichnen sich durch eine große, gattungsgemäß auch sprunghafte melodische und harmonische Fantasie sowie blendende Virtuosität aus. Das hat nicht immer die Konzentration und sublime Balance der späteren reifen Werke, kitzelt dafür aber die Ohren durch Spontaneität und musikantische Effekte. Hört man diese Stücke, kann man nachvollziehen, warum die Zeitgenossen den Improvisator Bach so bewundert haben.
Im Fall der Toccaten manualiter steht Berben ein brillant klingender Nachbau eines Modells des Hamburger Christian Zell (1728) zur Verfügung, im Fall der Toccaten pedaliter eine originale Barockorgel. Es ist ein prächtiges, von Galtus van Hagerbeer (1646) und Frans Caspar Schnitger (1725) in Alkmaar gebautes bzw. erweitertes Instrument. Es verleiht den Ohrwürmern wie der unverwüstlichen Toccata und Fuge in d-Moll BWV 563 ebenso ein eindrucksvolles Klangrelief wie den etwas weniger bekannten, aber nicht minder spielfreudigen und spannenden Schwesterwerken.
Berbens Darstellungen auf der Orgel sind tadellos und klangvoll. Er nimmt den d-Moll-Klassiker eher markig und streng. Überhaupt wirkt sein Orgelspiel etwas straffer als seine Cembalointerpretationen. Diese überzeugen mich mehr. Berbens rhythmisch kraftvolles und doch filigranes, durch zusätzliche Verzierungen angereichertes Spiel nimmt sehr für sich ein und vermag auch über manche der sehr langen Fugen und Sequenzen die Spannung zu halten. Der vollgriffige Cembaloklang pulsiert und swingt. Auch in den langsamen Sätzen versteht es der Interpret, den Cembaloklang flüssig zu halten und cantabel zu artikulieren. Stimmig sind auch auch die Wechsel in der Dynamik und den Registerfarben, z. B. der plötzliche Einsatz des Lautenzuges im langsamen Teil von BWV 912.
Insgesamt ein überzeugendes Doppel!
Georg Henkel
Trackliste
CD II Manualiter: BWV 9111-916; Anh. III 178 79:39
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |