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Stained glass window
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Wie ist es nur möglich, dass die hübschesten Frauen des Musikbusiness im Country-Genre zu finden sind? Keine Ahnung! Lassen wir also die Frage im Raum stehen und genießen die Tatsachen, denn neben Shania Twain, Faith Hill, Sherrié Austin und vielen anderen gehört auch Mila Mason zu den sowohl sehens- als auch hörenswerten Countryladies. Das neu gegründete Label Twinbeat Worldwide Recordings nahm die aus Dawson Springs, Kentucky, stammende und bisher leider nur mit Achtungserfolgen bedachte Sängerin unter Vertrag und produzierte mit ihr das Album Stained glass window, das ihr endlich den verdienten Durchbruch ermöglichen soll.
Auch wenn Front- und Backcover eher die männliche Klientel ansprechen mögen, die Musik wird jede(n) ansprechen, denn hier wird den Countryfans eine gelungene Mischung präsentiert.
Im einzelnen:
Mila Mason verfügt über eine angenehm sanfte Stimme, die aber gottlob nicht nur für Balladen geeignet ist. Den Beweis liefert der Opener "Maybe, maybe not", bei dem sie vom ruhigeren Text problemlos auf den kraftvollen Refrain umschaltet. Nachdem man von Shania Twain und den Dixie Chicks bedeutend härtere Stimmlagen gewohnt ist, wird hier den Ohren geschmeichelt. Unterstrichen wird dies Gefühl durch die satten Harmonien, die instrumental oder durch runden Backgroundgesang geliefert werden, wie man es bei "What are the odds" hören darf.
Der Titeltrack "Stained glass window" lässt Mila Mason's Stimme alle Freiheiten, sich zu profilieren, denn eine sehr dezente Begleitung mit Gitarre und Fiddle gibt dem Hörer die Chance, die Koloraturen zu genießen. Auch dieser Song erzählt eine Geschichte - was übrigens das gesamte Album auszeichnet - und hat somit eine Message für den Konsumenten. Eine Message, die übrigens von Mila Mason selbst kommt, denn sie ist an allen Songs dieses Albums beteiligt. Keine Auftragsarbeit für eine begnadete Sängerin, sondern hier wurde die Seele der Künstlerin mit eingebracht, die bei einigen Titeln sogar als Produzentin aufgetreten ist.
Weiter geht es mit dem temperamentvollen "Love anymore", das ohne schlechtes Gewissen den Weg in die Country(Pop)-Charts finden könnte und auch sollte. Auffällig ist auch bei diesem Song, dass man von "scharfen Höhen" auch bei den Instrumenten abgesehen hat, um zu einem runderen Ergebnis zu kommen. Ein rundes Ergebnis ist auch "Somebody must love me", ein Duett (!), bei dem sich nach einer Minute Spielzeit ein Sänger namens Jason Grainger einklinkt und zu gelungenem zweistimmigem Gesang führt. Da Duette in letzter Zeit immer seltener werden, darf dies als schöne Bereicherung angesehen werden, gerade weil die Stimmen sehr gut aufeinander abgestimmt sind.
Nach dem flott-poppigen "Blame it on me" geht es wieder in ruhigere Gefilde. "The day will come" verbreitet das Motto "Irgendwann ist es soweit" und wechselt wiederum gekonnt vom ruhigen Text zum kraftvollen Refrain. Kraftvoll geht es auch bei "Loveazy" zu Werke. Gut groovende Drums und eine modern gespielte Fiddle liefern den Background für einen fröhlichen Song, der ziemlich glatt arrangiert ist und gleich gute Stimmung verbreitet. Nicht ganz so glatt läuft der letzte Song "Standing in my own way", der vom Aufbau und vom Sound ein wenig eckiger und schärfer daherkommt, was durch einen harmonischen Backgroundgesang teilweise wieder geglättet wird.
Resümee:
Mila Mason ist noch nicht oft in den Countrycharts aufgetaucht und den europäischen Countryfans daher noch nicht so sehr bekannt. Das könnte bzw. sollte sich aber in absehbarer Zeit ändern, denn wenn jemand alles Songs eines - leider nur zehn Songs umfassenden - Albums selber schreibt, teilweise produziert und mit einer wunderbaren Stimme singt, hätte sie den Erfolg sicher verdient, denn in den Charts tummeln sich einige durchaus schlechtere Alben. Was bei Stained glass window auffällt, ist zum einen die Tatsache, dass die Songs Geschichten erzählen bzw. ihre Weisheiten haben, die aber leider nicht im Booklet abgedruckt sind. Zum anderen fällt die Harmonie der Songs ins Auge bzw. ins Ohr. Hier wurde besonders Wert darauf gelegt, dass sich Musik und Gesang ergänzen, den selben Stil ausdrücken und keine Schärfen (zu starke Höhenanteile) zulassen. Das neue Twinbeat-Label überließ hierbei nichts dem Zufall und rekrutierte für dieses Projekt nicht weniger als 24 Musiker und 3 Produzenten.
Mila Mason verfügt über eine absolut hörenswerte Stimme, die bei den meisten Songs sehr gut in den Vordergrund gestellt wird. Insofern haben die Künstlerin, die Produzenten und die neue Plattenfirma mit diesem Album ein rundes Ergebnis erzielt, so dass man sich diesen Silberling getrost in die Sammlung stellen darf. Und wer Mila´s Stimme so richtig genießen möchte, sollte sich für gut 36 Minuten den Kopfhörer überstülpen.
Lothar Heising
Trackliste
1 | Maybe, maybe not |
2 | What are the odds |
3 | Stained glass window |
4 | Love anymore |
5 | Somebody must love me |
6 | Blame it on me |
7 | The day will come |
8 | Unlove you |
9 | Loveazy |
10 | Standing in my own car |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |