Reviews

Joachim Witt

Pop

Info Musikrichtung: Wave Rock VÖ: 26.01.2004 (Ventil / SPV) Gesamtspielzeit: 52:34 Internet: www.joachimwitt.de

Eigentlich wäre es für jeden Musiker, dessen Hauptzielgruppe sich aus einer alternativen Ecke kommt, absolutes Gift ein Album mit "Pop" zu betiteln und das auch noch Ernst zu meinen. Joachim Witts Musik wird hauptsächlich von Alternativen konsumiert - trotzdem ist der Name Pop nur sehr beschränkt ironisch zu verstehen.

Viel Melodie, viel mehr Gesang als auf Eisenherz und den beiden Bayreuth Alben wird geboten - eine durchaus deutliche Abkehr von dem typischen Rammstein Sound. Nichts desto trotz herrscht die gewohnt düstere Stimmung, nur selten von sanften Songs wie "Erst wenn das Herz nicht mehr aus Stein ist" oder "Fluch der Liebe" unterbrochen. Hartes und Aggressives, an dem unter Umständen auch Teile der Kuttenträger Fraktion ihre Freude haben könnte, ist aber auch wieder dabei: "Du wirst bald Geschichte sein" und "Vorwärts". Gleichzeitig auch gute Anspieltipps, da insbesondere letzterer Song mit seinem ausgeprägten Marsch-Rhythmus sehr eingängig ist.

Besondere Aufmerksamkeit (ob positiver oder negativer Natur sollte ruhig jeder selbst entscheiden) verdient zweifellos das Alexandra Cover "Mein Freund der Baum": In der deutlich bombastischeren Witt-Version präsentiert sich dieser Klassiker ungleich aufdringlicher, prägnanter, dramatischer. Was reine Geschmackssache ist, von "Ketzerei" bis "genial" wurde dieser Song schon mit allen möglichen Worten bewertet.

Schade dagegen ist, dass mit "You make me wonder" ausgerechnet der schwächste Track des Albums die längste Spielzeit aufweist.

Letztlich kann ich Pop jedem empfehlen, der auch die letzten Vorgänger gemocht hat - wer ein Problem mit den extrem pathosgeladenen Texten und gewöhnungsbedürftigen Vocals hat sollte die Finger weg lassen.

Hendrik Stahl