Reviews

Faust

So far

Info Musikrichtung: Kraut Rock VÖ: 13.07.2007 (1972) (Revisted / SPV) Gesamtspielzeit: 40:21

Wer sich nur ein wenig mit dem deutschen Krautrock beschäftigt, der kennt Faust zumindest dem Namen nach. Die Band wird als eine der ganz großen Legenden des Genres gehandelt. Die Alben erzielen Höchstpreise auf Auktionen. Der Re-Release, des ursprünglich 1972 bei Polydor erschienen Albums auf CD, bot mir endlich die Chance, die Legende anzutesten.

Harmlos beginnt das Album mit„It's a rainy Day, Sunshine Girl”. Eine leicht naiv wirkende Melodie schlängelt sich gute sieben Minuten durch die Boxen und entwickelt dabei eine Spannung, wie eine Raubkatze, die kurz vor dem Sprung ist. Letztlich wirkt das Stück trotz seiner äußerlichen Harmlosigkeit Nerven zerfetzend, weil man sieben Minuten lang auf dem Sprung ist - aber nichts springt. Die Spannung bleibt, wie ein Witz ohne Pointe, unaufgelöst im Raum hängen.

Noch zwei Mal bleibt bei diesem Album etwas hängen. Zum einen die ganz nette Melodie des abschließenden „...in the Spirit“; zum anderen das schräge „I've got my Car and my TV“, eine Mischung zwischen Kindergartengesang und Augsburger Puppenkiste mit einem zersägenden Saxophonsolo mitten drin. Aber immerhin gehört dieses Stück zu den dreien, die man noch als Musik bezeichnen kann.

Der Rest besteht vor allem in der völligen Verweigerung auf irgend so etwas wie Struktur einzugehen, das (un)musikalische Pendant zum laisse faire-Kinderladen. Es quiekt und klimpert, es jault und schrammelt. Im Booklet wird der Name Schwitters und der Begriff „DaDa“ genannt - Programmbegriffe für die Sinnlosigkeit als Programm.
Von daher darf man Faust zumindest zu Gute halten, dass So far kein Unfall oder Unvermögen ist. Die wollten das so!

Na gut, das mag revolutionär sein, oder zumindest gewesen sein - Anzuhören ist es eigentlich nicht.

Norbert von Fransecky