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H. 136. Werke für Kammermusik
Info
Musikrichtung:
Klassische Moderne Ensemble
VÖ: 01.05.2009 (Alpha / Note 1 / 2 CD & DVD / DDD / 2008 / Best. Nr. Alpha 143) Gesamtspielzeit: 108:20 |
AUSGRABUNG
Eine echte Wiederentdeckung eröffnet diese Doppel-CD (inklusive DVD), die Kammermusikwerken von Bohuslav Martinu gewidmet ist: Sein verschollen geglaubtes Streichtrio H. 136, das er, ein Jahr nach dem Beginn seines Parisaufenthalts, 1924 komponierte, ist hier zum ersten Mal seit seiner Uraufführung in einer kommerziellen Produktion zugänglich. Auf originelle, dabei griffige Weise verschmilzt Martinu folkloristische Elemente aus seiner tschechischen Heimat mit der vorwärtsdrängenden Rhythmik des Neoklassizismus und einer harmonisch scharfen, polyphon angereicherten Sprache. Damit befand er sich damals in Paris auf der Höhe der musikalischen Zeit und hatte zugleich den persönlichen Schritt von den früheren Gesellenstücken zum ersten Meisterwerk getan.
Bei unterschiedlicher Schwerpunktsetzung hat Martinu den mit diesem Stück begonnenen Weg konsequent weiter beschritten. Wie reich seine Palette an Klang- und Ausdrucksmitteln ist, unterstreicht im Anschluss an das Trio die Kammermusik Fêtes Nocturnes H. 376, bei dem vor allem die erlesenen Klangmischungen aus Harfe und Klavier für zauberhafte neoimpressionistische Wirkungen sorgen. Auffällig ist dabei Martinus Technik, in der Art filmischer Schnitte unterschiedliche „Szenen“ aufeinander folgen zu lassen, ohne dass der musikalische Faden verloren geht.
Auf CD II bekommt man Gelegenheit, beim Klavierquartett H. 287 im ersten Satz Martinus Fähigkeit zu brillanter konzertanter Verwebung der Stimmen zu bewundern, während sich der ruhige zweite zu einem ausgesprochen ergreifenden und innigen Höhepunkt aufschwingt, der entfernt an Samuel Barbers „Adagio for Strings“ erinnert. Der dritte Satz beginnt mit einem Klaviersolo, dass wie abstrakter Jazz anmutet, bevor sämtliche Stimmen das Stück in unermüdlicher, dichter Bewegung beenden. Gerade in dieser Beherrschung spannungsvoller, nie mechanischer Motorik liegt ein großer Reiz von Martinus Stücken auf diesen beiden Platten.
Dass das abschließende Streichquintett H. 164 1927 preisgekrönt wurde, wundert nicht: Martinu demonstriert in allen drei Sätzen die Kunst, aus einfachem Material, z. B. sich auf- und abwärts schraubenden chromatischen Skalen, kontrastvolle musikalische Architekturen zu errichten. CD 2 ist übrigens auf der B-Seite zugleich eine DVD, die die Produktion von H. 136 in einem kurzen Film dokumentiert.
Als perfekt eingespielter Martinu-Sachwalter ist dem Ensemble Calliopée unter der Leitung und Mitwirkung von Karine Lethiec eine maßstabsetzende Einspielung nicht nur der Wiederentdeckung H. 136 gelungen. Der kontrastreiche und vitale, dabei immer sehr transparent ausgehörte Klang, der von der Tontechnik mit denkbar reichen Texturen eingefangen wurde, ist die Grundlage dieser ausdruckssatten Darbietung.
Georg Henkel
Trackliste
01-03 Streichtrio H. 136
04-06 Fêtes Nocturnes H. 376
CD II 43:02
01-03 Klavierquartett H. 287
04-06 Streichquintett H. 164
+ DVD-Film H. 136 27:00
Besetzung
Karine Lethiec: Viola & Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |