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Haydn, J. (Weil)

Sinfonien Nr. 96, 95, 93

Info Musikrichtung: Wiener Klassik VÖ: 25.05.2009 (Ars Produktion / Note 1 / CD / 2008, live / Best. Nr. ARS 38 061) Gesamtspielzeit: 63:12 Internet: Cappella Coloniensis

Unter anderem mit einem groß angelegten Haydn-Zyklus bestreitet die Cappella Coloniensis ihre Beiträge zum Programm der Essener Philharmonie, die das Ensemble als "Residenz-Orchester" für mindestens fünf Spielzeiten an sich binden konnte. Ein guter Griff für beide Partner: Das zunächst heimatlose Orchester verfügt so über ein sicheres Standbein und die Philharmonie über einen hochkarätigen Klangkörper für die Musik des 18. und 19. Jahrhunderts. Gerade für Haydns Werke haben sich die Musiker und ihr Dirigent Bruno Weil schon seit vielen Jahren stark gemacht. Diese umfassende Erfahrung zahlt sich nicht zuletzt bei dieser Produktion mit drei der sog. Londoner Sinfonien aus. In ihnen zeigt sich Haydn auf dem Höhepunkt seiner symphonischen Kunst - nicht lediglich als einer der großen Vollender der Wiener Klassik, sondern auch als Vordenker, der die Tür zur Klang- und Formensprache der Romantik im Sinne Beethoven´scher Orchesterwerke öffnete.

Die Cappella Coloniensis leuchtet die Einzelstimmen mit großer Detailgenauigkeit aus, produziert dabei aber einen wunderbar körperreichen, geschmeidigen Gesamtklang. Die Schärfe der Streicher oder das Krachen der Pauke, die zur Zeit so gerne eingesetzt werden, um einen stürmisch-revolutionären Haydn vorzuführen - hier findet man sie nicht. Und das ist auch gut so. Haydn braucht keine grell verstärkenden Effekte, um uns auch heute noch zu erheitern, zu verzaubern und zu verblüffen. Wichtig ist hierfür vielmehr eine Interpretation, die auf die Kleinigkeiten achtet und den sensiblen Abstufungen nachspürt. Weil tut dies feinsinnig in beispielhafter Manier. So bleiben die Sinfonien luftig, blühen in den Klangfarben herrlich auf und machen es dem Zuhörer leicht, sich von Haydns Beschwingtheit mitnehmen zu lassen.
Dabei ist die Live-Aufnahme auch klanglich hervorragend realisiert.

Eine besondere Aufwertung erfährt die Produktion durch die Bonus-CD: Hier erläutert Weil jede einzelne der Symphonien höchst kundig, aber unaufgeregt und unmittelbar nachvollziehbar. Eine gleichermaßen lehrreiche wie unterhaltsame Musikstunde, bei der zudem das Orchester mit kurzen Klangbeispielen Strukturen, Anknüpfungspunkte und Entwicklungslinien der Stücke hörbar macht.

Sven Kerkhoff