Reviews

Marion Maerz

Das Glück kann fliegen

Info Musikrichtung: Schlager VÖ: 30.01.2009 (Bosworth / Major Seven) Gesamtspielzeit: 48:31

Ich gestehe es: Mitte der 70er gehörte auch ich zu den regelmäßigen Zuschauern von Dieter Thomas Hecks Hitparade. Mein zartes Alter von etwas mehr als 10 Jahren entschuldigt das hoffentlich.
Und ich gebe auch zu, dass ich das eine oder andere Stück von Chris Roberts, Michael Holm, Costa Cordalis oder Juliane Werding auch heute noch mit einem gewissen nostalgischen Genuss hören kann.
Aber es gab bereits damals auch Stücke, bei denen sich mir dermaßen die Fußnägel hoch rollten, dass ich zeitweise fast glaubte, im deutschen Schlager einen wesentlich überzeugenderen Anlass sehen zu können, gegen das Schweinesystem BRD zu kämpfen, als in machtpolitischer Arroganz, politischem Konservativismus und dem Muff unter den Talaren, die mittlerweiße in der Regel Maßanzüge waren.

Marion Maerz gehörte - und gehört, wie sie mit Das Glück kann fliegen überzeugend beweißt - zur zweiten Kategorie. Eine Kostprobe?: „Ich sag mir selber laut, ich war die falsche Braut, das hab’ ich längst verdaut.“
Glückliches Wesen! Die Verdauungsprobleme, die Das Glück kann fliegen auslösen, beschäftigen mich noch immer!
Ein derart spießiges Reim-dich-oder-ich-fress Album ist mir seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Und wenn sich die Spießerin dann auch noch als femme fatale verkaufen will, und auf banalste Weise über Bettgeschichten und Fremd-gehen reflektiert, dann fängt man irgendwann an das Goldene Blatt zu lesen und für den Literatur Nobelpreis vorzuschlagen.

Ideale Hörer?
Gehirntote und Menschen, die der deutschen Sprache nicht im Ansatz mächtig sind - letztere eingeschränkt und vielleicht.

Norbert von Fransecky