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Paul Gerhardt

Wach auf, mein Herz, und singe

Info Musikrichtung: Geistliches Lied VÖ: 2006 (Rondeau Productions / Stiftung KiBa) Gesamtspielzeit: 73:08 Internet: http://www.stiftung-kiba.de

Bereits 2006, pünktlich zum Gerhardt-Jahr 2007, ist dieses Album aufgenommen worden. Damals ist es uns durch die Lappen gegangen. Der Name Otto Sander, das einzigartige Konzept und der bleibende Benefiz-Zweck der CD lassen eine Nachreichung aber mehr als angemessen erscheinen.

Auf zweierlei Weise präsentiert uns Wach auf, mein Herz, und singe die Lieder Gerhardts. Neben den Interpretationen durch Solisten des Thomanerchores hören wir Rezitationen von Otto Sander, der es so seinem mit der Bibel durch die Lande tingelnden Sohn Ben Becker gleich macht.
Die von Torsten Laux gespielte Orgel steht in der Berliner Nikolaikirche, dem Ort, an dem Paul Gerhardt die wichtigsten Jahre seines Lebens gearbeitet hat.
Herausgegeben wurde die CD von der „Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland“ (Stiftung KiBa). Seit 1999 hat die Stiftung Förderungszusagen in der Höhe von 7,3 Millionen Euro geben können, heißt es im Booklet. Dass ein Teil von den Einnahmen der CD an die Stiftung fließt, ist dem Booklet nicht zu entnehmen. So ist die CD wohl vor allem dazu gedacht, auf das Anliegen von KiBa aufmerksam zu machen und potenzielle Spender zu motivieren.
Neben dem Hinweis auf die Stiftung KiBa enthält das Bookelt unter anderem eine mehrseitige Gerhardt-Biographie und die Texte der Lieder.

An der Leistung der Thomaner und der Nikolai-Orgel gibt es nichts zu mäkeln. Auf konservative, solide Art werden einige der wichtigsten Kirchenlieder der evangelischen Kirche interpretiert. Lediglich Torsten Laux lasst sich bei den Zwischenspielen zu einigen Kapriolen verleiten, die nur vereinzelt etwas sehr flusig klingen („Geh aus, mein Herz, und suche Freud").

Die Rezitationen von Otto Sander sind dagegen oft eher ärgerlich. Die Stimme wirkt müde. Vielleicht soll das Demut vor dem Text ausdrücken. Aber er erreicht dadurch nur, dass auch die sehr positiven, ja oft fröhlichen Texte Gerhardts einen fast depressiven Touch bekommen. Das mag vielleicht dem Zeitgeist der deutschen (E-)Kultur-Szene unserer Zeit entsprechen, stellt die Aussagen Gerhardts, der durch seinen tiefen Glauben selbst in der Horrorzeit des 30-jährigen Krieges einen fröhlichen, zuversichtlichen Sinn behielt, aber geradezu auf den Kopf.
Man höre sich nur einmal das wiederholte „Hallelujah“ im Weihnachtslied „Wir singen Dir, Immanuel“ an. Ich habe dabei immer einen völlig übernächtigten Karnevalisten vor Augen, der den Kopf kaum noch heben, während er ein ersterbendes „Alaaf“ in den Raum haucht.

Besonders ärgerlich ist daher der Aufbau der CD, der Rezitativ und Gesang nicht in separate Tracks ordnet. So kann man sich die CD nicht einmal so programmieren, dass man nur den Gesang (oder nur die Rezitation) zu hören bekommt.
Ich nehme daher kaum an, dass die CD bei mir noch sonderlich oft in den Player wandert.

Norbert von Fransecky