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Fidelio
Info
Musikrichtung:
Klassik Oper DVD
VÖ: 09.03.2009 (Medici Arts / Naxos DVD / 2006 / Best. Nr. 2072498) Gesamtspielzeit: 148:00 |
MONUMENTALE INSZENIERUNG - STIMMLICH DURCHWACHSEN
Ludwig von Beethovens einzige Oper Fidelio eröffnete im Oktober 2006 den neuen Palau de les Arts in Valencia. Im repräsentativen Ambiente des Neubaus entschied sich Regisseur Pierluigi Pier’Alli für ein düsteres, monumentales Kerkerbühnenbild, das mit digitalen Projektionen in einen Caceri-Albtraum à la Piranesi verwandelt wurde. Diese musikalisch in vielen Stilfarben schillernde Rettungsoper wurde dadurch zumindest optisch vereinheitlicht.
Im Versuch, das Überzeitliche und Allgemeinmenschliche in Beethovens Vorlage aufzudecken, gehen in manchen Bildern wie dem quasi-liturgischen Aufzug des Finales die bewegenden Einzelschicksale fast unter. Freilich ist diese Tendenz zur Überhöhung nicht zuletzt in Beethovens moralischem Rigorismus angelegt, der sich insbesondere noch einmal in den maßlosen Schlusssteigerungen Bahn bricht.
Musikalisch hätte man durch die deutlichere Aufdeckung der unterschiedlichen Stilebenen vom Singspiel bis zur Tragödie dem Monismus der Inszenierung vielleicht etwas gegensteuern können. Aber Zubin Mehta und das vorzüglich disponierte Orquestra de la Comunitat Valenciana bevorzugen bei aller klanglichen Differenzierung einen geschmeidigen, voll- und wohltönenden Beethoven-Klang, ohne Kanten und Härten. Sie spielen die übliche, auf die späte Version Beethovens zurückgehende Mischfassung mit der 3. Leonoren-Ouvertüre als Vorspiel zum Finale.
Die Sänger/innen kommen eher aus dem (hoch)romantischen Fach und unterstützen damit eine wagnerische Lesart. Damit soll die großartige Leistung von Waltraud Meier, die Leonore/Fidelio mit Leidenschaft und erregendem vokalem Feuer singt, jedoch nicht geschmälert werden. Gewohnt markant gibt der körperlich wie vokal hühnenhafte Matti Salminen den Kerkermeister Rocco. Dagegen fällt der Bösewicht Don Pizarro in der Darstellung des vokal eher mittelgroßen Juha Uusitalo leider ab. Der todgeweihte Florestan von Peter Seiffert übertreibt es vor allem in seinem großen Solo zu Beginn des 2. Aktes zu sehr mit dem Vibrato. Ein einnehmendes zweites Paar geben Ildikó Raimondi und Rainer Trost als Marzelline und Jaquino. Schließlich findet auch der statuarisch in Szene gesetzte Chor erst in der 2. Hälfte zu einem profilierten Vortrag; die Ermattung der Gefangenen im 1. Akt wird mit vokaler Blässe und mangelnder Deutlichkeit erkauft.
Georg Henkel
Besetzung
Waltraud Meier: Leonore / Fidelio
Peter Seiffert: Florestan
Matti Salminen: Rocco
Ildikó Raimondi: Marzelline
Rainer Trost: Jaquino
Coro & Orquestra de la Comunitat Valenciana
Zubin Mehta: Leitung
Pierluigi Pier’Alli: Regie
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |