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Vogler, G. J. (Bamert)

Sinfonien, Ouvertüren, Ballettsuiten

Info Musikrichtung: Wiener Klassik VÖ: 01.04.2009 (Chandos / Codaex / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. CHAN 10504) Gesamtspielzeit: 67:15 Internet: London Mozart Players

"Contemporaries of Mozart" heißt die inzwischen gut etablierte Reihe der London Mozart Players. Aber mit seinen Zeitgenossen ging der Meister oft recht hart ins Gericht. So mag nicht zuletzt sein Urteil über Georg Joseph Vogler (1749-1814), den er für einen Langweiler und eitlen Nichtskönner hielt, dazu geführt haben, dass die Nachwelt den Abbé Vogler schnell vergaß.
Doch der u.a. in Mannheim, München und Darmstadt tätige Vogler beherrschte sein Handwerk durchaus. Insgesamt können seine Instrumentalwerke dabei Voglers Prägung durch die Mannheimer Schule nicht verleugnen. Besonders die Sinfonie d-moll ist von dramatischer Wucht, expressiv auffahrend und mit interessanten klangfarblichen Effekten des Bläserapparats durchsetzt. Ein beachtliches Gespür für Dramatik und Stimmungen verraten auch Voglers Opernouvertüren, wohingegen die Ballettsuiten und die kurze G-Dur-Sinfonie zwar charamant, aber vergleichsweise harmlos daherkommen. Allerdings mag überraschen, dass Vogler mit dem Allegretto aus der Ballettsuite Nr. 1, einer Art Zwergenmarsch, Disneys Musik zu "Schneewittchen" recht nahe kommt.

Bemerkenswert scheint, dass so manches Thema und manche Phrase tatsächlich stark an Mozart erinnern. In solchen Momenten wird indes alsbald der Qualitätsunterschied besonders deutlich und Mozarts ätzender Spott verständlich: Vogler vermag nämlich aus diesen Einfällen kaum etwas zu entwickeln. Sie bleiben Idee und vordergründiges Stückwerk - angenehm in den Ohren, aber letztlich nichts, was zu Herzen ginge oder den Hörer länger beschäftigen würde.
Doch dank des alerten und in diesen Klangwelten mittlerweile routiniert agierenden Orchesters unter Matthias Bamerts zugkräftiger Leitung erlangt die Musik dann doch zumindest jene wohlwollende Absolution, die im Amadeus-Film der alte Salieri den Mittelmäßigen zugesprochen wissen will.

Sven Kerkhoff