Reviews

Emscherkurve 77

Lieder aus der Kurve

Info Musikrichtung: Streetpunk VÖ: 14.11.2008 (Sunny Bastards / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 43:11 Internet: http://www.emscherkurve77.de

„Lieder aus der Kurve, die jeder mitgröhlen kann“, kündigen Emscherkurve 77 im Start- und Titelsong an. Piekfeine Ästheten und Kunstkenner mit gediegenem Kulturverständnis werden sich bereits jetzt angeekelt abgewendet haben. Der Rest sei gewiss, dass die Emscherkurve ihr Versprechen einhält. 08/15-Songs wie „Pass auf Dich auf” und „Besser als Du“ sind die Ausnahme und mit „Vorschlaghammer“ ist nur ein wirklicher Ausfall zu beklagen.

Gleich fünf Mal darf man dagegen die Höchstnote ziehen. Da ist zum einen das bereits erwähnte „Lieder aus der Kurve“, das alles hat, was ein Streetpunk-Klassiker braucht.
Dann kommt das absolut geile „Wofür…“ mit treibendem Rock Punk. Da passen auch das Akkordeon und die weiblichen Engelschöre hinein. „Über Leichen“ geht es im Ska-Takt.
Eine Geschmacklosigkeit ganz eigener Art ist „Wer lang hat...“. Mit Hilfe einer Mischung aus den Gebrüdern Blattschuss und fröhlichem Punk wird hier auf Karnevalsniveau über Schwanzgrößen debattiert. Ein Stück lang geht das wirklich mal. Last not least sei im Top-Bereich die „Günter Netzer“-Fan-Hymne genannt.

Die Widersprüchlichkeit der eigenen musikalischen Sozialisation machen Emscherkurve 77 mit dem Slime-Zitat in „Assoziales Jugendzentrum“ auf der einen Seite und dem Oliver Onions-Cover „Buddy Song“ auf der anderen Seite deutlich. Heinz Rühmann-Aufwärmungen („Jawoll meine Herrn”) sind ja per se Kult.

Ansonsten geht es um Fußball, Kneipen und gegen Nazis. Das ist Material, „das jeder mitgröhlen kann“. Womit diese Review einen runden Schluss gefunden hat, dem nur noch ein „empfehlenswert“ hinzuzufügen ist.

Norbert von Fransecky