Reviews

In Extremo

Am Goldenen Rhein - Coeln MMXIII

Info Musikrichtung: moderne Vagantenlieder VÖ: 17.05.2009 (Universal Music) Internet: http://www.inextremo.de

In Extremo muß man nicht mehr vorstellen, zu präsent sind sie seit Jahren auf deutschen Bühnen (aber ja nicht nur dort: Südameriketour u.a.) und in den deutschen Charts - und seit das Album Sängerkrieg dort auf Platz numero uno landete dürfte die Band mit ihren Interpretation alter und der Neuschöpfung von Vagantenliedern auch weiteren Kreisen ein Begriff sein.

Nach der Veröffentlichung von Sängerkrieg in einer spannenden und durchaus innovativen Akustikversion beglückt uns die Band in diesen Tagen mit einer weiteren Liveeinspielung: Am Goldenen Rhein heißt das schöne Teil, ist der Mitschnitt eines Konzertes im Palladium Köln vom 17.12.2008 und kommt in verschiedenen Versionen als DVD und CD auf den Markt.
Trotzdem Am Goldenen Rhein nicht die erste DVD der Band ist, stellt eine solche Veröffentlichung doch immer auch ein gewisses Risiko für eine Band dar, die von der Kraft ihrer Auftritte, von ihrem Ruf als Entertainer par excellence leben. Darum ist wohl auch eher der Livemitschnitt von Interesse, die Boni können also nebenbei und zu Beginn abgehandelt werden:
Da sind zum einen 8 Videos, ok. Witziger sind die knapp 24 Minuten, die unter dem Titel "En esta noche - Auf Tour mit In Extremo" laufen und die Vorbereitung zum Kölner Konzert dokumentieren. Daneben kommentieren/dokumentieren die Bandmitglieder das Wachsen der Band bei der gleichbleibenden menschlichen Verbundenheit untereinander. Zudem läßt man sich breit aus über die pyromanische Ader der Band (samt Unfällen), aktuelle eigene Lieblingslieder, das eigene Equipment und den Tourbus mit einem Monitor über dem WC, der eine Pferdekoppel zeigt. Dem ganzen fehlt der innere rote Faden, aber als Bonus nimmt man gerne mit.

Nun aber an das Konzert: Können In Extremo die Kraft und Dynamik ihrer Auftritte auch auf den Bildschirm übertragen? Klare Antwort: Nein. Bestes Beispiel: Wie sollten die anspruchsvolle Monitorprojektion sowie die Feuerstabjonglage des Yellow Pfeiffer ("Ai vis lo lop") sich dem realen Eindruck auch nur annähern können?! Aber das was man sieht ist immer noch hervorragend! "Des Sängers Einzug" als Intro kommt zwar total schwach, aber danach gehts ohne Pausen voll zur Sache - Ausnahme ist lediglich die kleine Demonstration wie man springt (von Dr. Pymonte vor "Poc vecem") sowie ein Geburtstagsgruß an den "Lichtmeister"! Die Songs hingegen werden äußerst spartanisch angekündigt - und das ist auch gut so...
"Frei zu sein", "Liam", "Hiemali tempore", "Sängerkrieg"... alle Songs werden nicht nur mehr als professionell dargeboten (wenn wundert das wirklich?!) und sind hervorragend abgemischt, d.h. sie sind wirklich als Livesongs erkennbar samt Publikumsreaktionen. Die Kamera schwenkt derweil souverän über die gesamte Bühne, mal in Gesamtaufnahmen, mal ins Publikum, mal werden einzelne Bandmitglieder in Großaufnahme, versunken in ihr Spiel gezeigt ("Liam", "Vollmond"). Höhepunkte des Auftritts sind aber sicherlich der Auftritt von Conny Fuchs, ihres Zeichens In Extremo-Gründungsmitglied am Dudelsack bei "Ai vis lo lop" und das Duett des Letzten Einhorns mit der (bildhübschen) Sängerin der Supportband (The Black Sheep) Charlotte "Charly" Klauser bei "Auf´s Leben".

Nach fast 2 Stunden endet das Spectaculum - wie sollte es anders sein - spektakulär mit flammenden Drumsticks, mit Pyros und Pauken mit "Villemann og Magnhild", und man denkt sich, dass es sich doch gelohnt hat, sich die DVD zuzulegen, um In Extremo wenn schon nicht live, so doch in der Kombination von Ton UND Bild zu erleben! Aber P.S. Diese Sängerkrieg-Tour ist ja noch lange nicht zu Ende...

Andreas Matena