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Reviews

Schubert u.a. (Rubens)

Lieder


Info

Musikrichtung: Lied

VÖ: 20.10.2003

hänssler classic / Naxos (CD DDD (AD 2002) / Best. Nr. 93.076)

Gesamtspielzeit: 71:58

Internet:

hänssler classic

DAS KUNSTLIED ALS MINIATURDRAMA: SIBYLLA RUBENS SINGT LIEDER VON SCHUBERT, MOZART UND HÜTTENBRENNER

Mozart, Schubert und Hüttenbrenner gemeinsam in einem Liederprogramm - wird da nicht auf eine Stufe gehoben, was doch von ganz unterschiedlichem Niveau ist? Wird also hier Schubert als der Heros dieser Kunstform umrahmt von zwei (insoweit) minderen Kampfgefährten? Diese CD lehrt besseres: Bei allen Unterschieden erscheint das Liedschaffen der drei Komponisten doch gleichermaßen der Bewunderung und Aufführung wert.
Mozart ist als Liedkomponist ja erst spät zu Ehren gekommen. Die hier zu findenden ersten acht Titel zeigen aber, dass er ohne weiteres unter die Wegbereiter für den viel später einsetzenden Siegeszug des Kunstliedes gezählt werden kann. Seine konsequente Abkehr vom Strophenlied, die komplexe, ausmalende Klavierbegleitung und ein anspruchsvoller Gesangspart prägen diese Stücke. Nichtsdestotrotz können sie Mozarts eigentliche Leidenschaft, die Oper, nicht verhehlen. Der durchweg dramatische Impetus nimmt den Liedern weitgehend den naiven Charakter. Sibylla Rubens hebt dies mit ihrer konsequenten Gestaltung noch hervor, so dass die Werke eher als Miniaturdramen, denn als harmlose Rokoko-Scherzchen daherkommen. Diese Interpretation ist meistenteils überzeugend, läßt allerdings etwa dem berühmten Lied "Das Veilchen" etwas zuviel Ernst und Ehre zuteil werden und verleugnet die dezente Ironie, mit der Mozart das Stück behandelt hat.

Aus Schuberts umfangreichem Liedschaffen wurden 9 Stücke ausgewählt, die überwiegend durch eine sanfte, elegische Grundstimmung geprägt sind, welche die Sopranistin mit traumwandlerischer Sicherheit nachzuzeichnen weiß. So werden insbesondere die drei Teile von "Ellens Gesang", einer Dichtung nach Sir Walter Scott, dank der warmen, natürlichen Stimme zu einem ganz und gar unkünstlichen Kunstgenuß.
Dabei ist es fast unnötig zu erwähnen, dass der bewährte Irwin Gage als Begleiter am Klavier einmal mehr eine Bestleistung abgibt und die "Begleitung" ganz zu Recht zu einem Hauptbestandteil erhebt. Die beiden Künstler bilden einfach ein durch lange Zusammenarbeit optimal eingespieltes Team, was sich auszahlt.

Lobenswert ist zudem, dass man sich bei diesem Programm nicht damit begnügt hat, bekanntes und bewährtes aneinanderzureihen, sondern mit den vier letzten Stücken der CD der heute kaum bekannte Schubert-Intimus Anselm Hüttenbrenner (1794-1868) als seinem Freunde nacheifernder Liedkomponist vorgestellt wird. Freilich gab er sich mit Gedichten minderer Qualität zur Vertonung zufrieden und seine Stücke wirken, gerade in der Begleitung, wesentlich schlichter, als die Schuberts. Doch gelingt es auch Hüttenbrenner, mit wenigen Mitteln und in der Kürze der Zeit, Atmosphäre zu schaffen und die Verse zu einer lebendigen Geschichte zu machen. Sibylla Rubens begnügt sich dabei mit einer angemessen unprätentiösen Darbietung.

Zu alldem kommt ein ausgewogenes Klangbild und ein sorgfältig gestaltetes Booklet. Ein solide Produktion also, mit nicht allzuviel Neuem, aber dafür auch ohne böse Überraschungen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1Das Veilchen2:23
2Die Verschweigung3:11
3Un moto di gioia1:47
4An Cloe2:33
5Abendempfindung5:07
6Als Luise die Briefe...1:37
7An die Einsamkeit2:35
8Das Lied der Trennung4:51
9Der blinde Knabe3:55
10Lied der Anne Lyle 3:24
11An Silvia2:46
12Ellens Gesang I8:38
13Ellens Gesang II3:02
14Ellens Gesang III6:12
15Heiß mich nicht reden3:36
16So lass mich scheinen3:04
17Nur wer die Sehnsucht kennt3:09
18Die Seefahrt3:10
19Der Hügel2:21
20Lerchenlied2:07
21Die Sterne2:30

Besetzung

Sibylla Rubens, Sopran
Irwin Gage, Klavier
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