Reviews
What The Prophet Said E.P.
Info
Musikrichtung:
Melancholic Hardrock
VÖ: 01.01.2004 (Eigenproduktion) Gesamtspielzeit: 18:48 Internet: www.long-run.de |
Schon an dem selbstbetitelten Vorgänger der Unterfranken gab es nur wenig zu mäkeln, doch selbst diese paar (zumeist produktionstechnischen) Kritikpunkte verklangen im schönen Würzburg nicht ungehört und statt das Schicksal des Silberlings erneut in fremde Hände zu legen, überlies die Band diesmal nichts dem Zufall, verschanzte sich mit eigenem Aufnahmeequipment (sowie wahrscheinlich jeder Menge Coke, Cigarettes, Coffee, Hamburgers and Beer) für einige Zeit im Proberaum, was als Endresultat dieses Werk namens What The Prophet Said zu Folge hatte.
Dieses kann sich wiedereinmal mehr als hören lassen und kleine Schönheitsfehler wie z.B. Drumsound aus der Retorte bzw. eine Produktion, die fast so glatt ist wie die Optik des bayerischen Ministerpräsidenten, gehören ab nun zum Glück der Vergangenheit an. Eher das Gegenteil ist anno 2004 der Fall, denn Long Run setzten die schon bei ihren letzten Live-Gigs aufallende musikalische Marschroute auch auf dieser E.P. konsequent fort, was die Truppe erdiger bzw. rockiger als jemals zuvor klingen lässt und obwohl die Keyboards nach wie vor das markante Erkennungszeichen des Haufens darstellen, haben die Gitarren doch schon einges mehr an Terrain gewonnen.
Bestes Beispiel hierfür ist wohl schon der fast im Melodic-Metal-Bereich angesiedelte hymnische Opener "Foreign Land", der Erinnerungen an Glanztaten der Ruhrpottmetaller Axxis wachwerden lässt und die musikalische Härteskala für zukünftige Songs der Jungs und Mädel um einiges nach oben verschiebt. Definitiv jetzt schon ein bandinterner Klassiker.
Beim nächsten Track mit dem kultigen Titel "Coke, Cigarettes, Coffee, Hamburgers and Beer" schaltet der Vierer zwar einen Gang zurück, besticht jedoch mit einer netten Southern-Rock-Atmosphäre und ich glaube dieser Song hätte auf dem "From Dusk Till Dawn"-Soundtrack durchaus seine Daseinsberechtigung. Ungewohnt, aber durchaus mit jeder Menge positiver Überraschungsmomenten angereichert.
Diese fehlen beim nachfolgenden Ohrwurm "Love And Hate" zwar völlig, aber wer braucht das schon, wenn die Band es fertig bringt all ihre bekannten Stärken in einem Song zu bündeln. Wohl nicht ohne Grund wird dieser Track augenzwinkernd von der Truppe als "Singleauskopplung" aus dieser Ansammlung von Musik bezeichnet. Long Run wie man sie kennt und mag eben.
Der leicht psychedelische Abschluss namens "Where?" kann den vorgegebenen Standart der drei anderen vertonten Kollegen leider zu keiner Zeit halten, da der Funke bei diesem ruhigen Stück einfach nicht so recht auf den Hörer überspringen will und die Messlatte einfach zu hoch gesetzt wurde. Nett, aber keinesfalls ein Ausklang dem man eine Träne nachweint, doch vielleicht sollte das ja so sein.
Neben diesen vier Titeln, verwöhnt uns das Quartett auf diesem Silberling noch mit einem ausführlichen Multimediateil(!), der neben drei professionell gefilmten Live-Mitschnitten vom Würzburger U&D Festival 2003, auch noch eine Bandinfo, sowie ein Link zur Homepage der Combo bietet. Einen solchen Aufwand sucht man bei anderen Eigenproduktionen sicherlich vergeblich und für Leser die der Sound der Band zwar zusagt, aber immer noch unsicher sind, sollte dieser Fakt wohl der finale Kaufanreiz darstellen.
Ein nettes Paketchen haben uns die vier Unterfranken da in Eigenregie zusammengeschnürt, das soundtechnisch zwar nicht ganz an megateure Profiproduktionen herankommt, sich aber vor keiner anderen Eigenproduktion zu verstecken braucht und vor allem ins Sachen Songmaterial bzw. Preis-Leistungsverhältnis fast restlos überzeugt. Ich bin gespannt wie diese Band das noch toppen will...
Manuel Liebler
Trackliste
1 | Foreign Land | 5:34 |
2 | Coke, Cigarettes, Coffee, Hamburgers and Beer | 4:15 |
3 | Love & Hate | 3:57 |
4 | Where? | 5:02 |
Besetzung
Matthias Lenz, keys
Catrinel Berindei, bass
Andreas Bruder, drums
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |