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Der Moderne Man

Drama, Spiel und Blut; Das Archiv Teil 1

Info Musikrichtung: Neue Deutsche Welle VÖ: 13.03.2009 (1979-198 (Revisted / SPV) Gesamtspielzeit: 146:10 Internet: http://www.myspace.com/dermoderneman

Bislang steht der Name des Labels Revisted für die Wiederveröffentlichung deutscher (Kraut)Rock-Alben der 70er. Mit dieser Doppel-CD vom Modernen Man kommen neue Töne dazu; Töne, die die Musiklandschaft Ende der 70er ähnlich verstört haben wie Guru Guru und andere das zu Beginn der Dekade taten.
Wenn ich es richtig sehe, präsentiert der Doppeldecker sämtliche offiziellen Veröffentlichungen des Modernen Mans von 1979-83 plus einiger unveröffentlichter Live-Mitschnitte. Auf einem zweiten Teil des Archivs solle es wohl noch ein weiteres Album, eine 7“ und Unveröffentlichtes geben.

In Hannover aufgewachsen habe ich natürlich vom Modernen Man gehört - und mein (Vor)urteil über ihn gehabt. Er gehörte für mich in eine Kiste mit vielen Punk- und Neue Deutsche Welle Bands, die in der Deutsch-Euphorie rund um das Jahr 1980 erstaunliche Karrieren machten. Hatten sie ein paar Wochen zuvor noch Probleme, einen Auftritt auf einem Schulfest zu bekommen, durften sie plötzlich (Doppel-)LPs einspielen und sogar veröffentlichen.
Bei etlichen Bands hörte sich das Ergebnis so an, dass man eher die Entscheidung der Schulleitung, als die der Plattenfirmen verstand.

Das gilt auch für den Modernen Man - jedenfalls solange die witzlose, dümmliche, in weiten Teilen einfach schlechte erste CD auf dem Teller liegt. Es mag ja kulturpolitisch von ungeheuerer Bedeutung gewesen sein, dass das elitäre Gehabe des Musikbusiness durchbrochen wurde, indem völlig unfähigen Musikern die Gelegenheit gegeben wurde Platten aufzunehmen.
Sicherlich ein Befreiungsschlag - nur wer soll (und vor allem will) sich das heute noch mal anhören - wahrscheinlich nur der, der damals schon irgendwie „dazu“ gehört hat.
Ein plötzlich richtig schöner Rhythmus - irgendwo zwischen Fischer Z und den Fehlfarben - lässt „Farblich gesehen“ zum absoluten, weil einzigem Highlight der ersten CD werden.

Ja, und dann gibt es einen richtigen Quantensprung. Vielleicht kann man sagen, dass es der falsche Zeitpunkt war, zu dem der Moderne Man 80 Tage auf See und den Umsturz im Kinderzimmer eingespielt hat. Die richtige Band war es anscheinend. Das zeigt das, was jetzt kommt.

Im Herbst 1982 erschien Neues aus Hong Kong. Und wer bei „Frau Krause“ nicht Fehlfarbens „14 Tage“-Single (erschienen 1982!!) im Hintergrund hört, sitzt auf den Ohren oder kennt das Stück nicht.
Flott mit viel Saxophon, teilweise französischen Sprechgesang erschafft der Moderne Man tatsächlich eine fröhliche Version der NDW-Legende. Der folgende Livemitschnitt ist rauer, punkiger und manchmal etwas atemlos, aber eher authentisch als schlecht - und das betrifft die Performace ebenso wie die Aufnahmequalität.

Auf dem so genannten Spargel-Tape, das eigentlich nicht bei einem Auftritt mitgeschnitten sein kann, da das Booklet zwei verschiedene Besetzungen dafür angibt, gibt es eine weiter bei der NDW abgekupferte Neuerung. Das Casio-Keyboard lässt immer wieder an die NDW-Überflieger Ideal denken. Dabei entstehen Super-Stimmungssongs, wie z.B. die „Blauen Matrosen“.

Insgesamt entsteht so eine Retrospektive, die die Entwicklung einer Band ungewöhnlich deutlich nachvollziehbar macht.

Schön, dass ich diese hannöversche Band fast 30 Jahre danach nun doch noch kennen gelernt habe. Wird sicher gelegentlich - zumindest mit der zweiten CD - wieder mal den Weg in meinen Player finden.

Norbert von Fransecky