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Schubert, F. (Bostridge)

Schwanengesang

Info Musikrichtung: Romantik Lied VÖ: 13.02.2009 (EMI Classics / EMI / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. 5099924263924) Gesamtspielzeit: 60:51 Internet: Ian Bostridge

Ein wenig ratlos lässt sie einen zurück, die neue Schubert-CD von Ian Bostridge. Obschon dem Briten wiederum berückend schöne, intensive Momente gelingen, fehlt es seiner Interpretation des Schwanengesangs doch an jenem unbedingten Gestaltungswillen, der den Tenor sonst auszeichnete. Auch in puncto Artikulation bleiben ein paar Wünsche offen und in so manchen Ton mischt sich auf einmal ein zuvor nicht gekanntes Vibrato.
Die ersten fünf Lieder der Sammlung lässt Bostridge überwiegend ganz ohne Emphase, teils mit übertriebener Hast am Ohr des Hörers vorüberziehen und verschenkt dabei enttäuschend viele Möglichkeiten. Erst in dem schmerzvollen "In der Ferne" und hier wiederum erst in der zweiten Strophe entwickelt Bostridge auf einmal einen persönlichen Bezug und evoziert dann mit aus früheren Tagen bekannter Intensität eine Mischung aus verdichtetem Gefühl und magischer Atmosphäre. Auch in "Die Stadt", "Am Meer" und "Der Doppelgänger" lassen sich solche Momente erleben, in denen Bostridge die Zeit scheinbar stillstehen lässt. Hingegen bleiben etwa "Ihr Bild" und "Der Atlas" eigenartig flach und farblos. Oft ist hier der Wille des Klavierbegleiters Antonio Pappanos zur dramatischen und plastischen Gestaltung größer als der des Sängers. Wo aber dessen Wille hervortritt, ist auch die Umsetzung nicht immer glücklich, denn Bostridge betont wiederholt gegen den Textsinn und in der tiefen Lage fehlt es seiner Stimme entscheidend an Volumen.

Im Vergleich etwa mit der kürzlich vorgelegte Einspielung von Christoph Prégardien (Rezension) bleibt Bostridges Deutung daher insgesamt deutlich zurück. Genau genommen spielt er nicht einmal in derselben Liga.

Sven Kerkhoff