Reviews

Bonfire

Free

Info Musikrichtung: Hardrock VÖ: 06.10.2003 (BMG) Gesamtspielzeit: 47:45 Internet: www.bonfire.de

Mit dieser Scheibe machen es Claus Lessmann und Co. ihren Fans wirklich nicht einfach. Diese sollten vor Genuss ebenjenes Silberlings am besten alles vergessen, was sie bisher von Bonfire gehört haben und ihr Gehirn ein wenig für modernere Einflüsse öffnen, denn diese Vorgehensweise ist die wohl einzige Möglichkeit sich mit dem neuen Werk der Bayern anzufreunden.

Ihr glaubt das funktioniert nicht? Dann meidet Free, wie der Teufel das Weihwasser, legt euch etwas von Shakra und Co. zu um eurem Hardrockparadies ein Stückchen näher zu sein und lasst eure ehemaligen Helden in Frieden ruhen. Allen anderen kann der neue Longplayer der Freudenfeuer-Jungs richtig Spass machen, denn was zählt ist ja das Songmaterial und dies wie andere Kritiker als mies zu bezeichnen würde mir im Traum nicht einfallen, da diese Feststellung einfach nicht den Tatsachen entspricht. Sicherlich wurde hier und da mit den Effekten im Gesang etwas übertrieben, sicherlich sind Lessmanns Rap-Vocals(!) im Song "Rock`n`Roll Star" (welch sinniger Titel) Geschmackssache und sicherlich ist das gesamte Material um einiges gediegener als der Schnitt auf den alten Alben ausgefallen. Dennoch ist Free speziell für die Freunde der Bonfireschen-Balladenkünste wohl ein gefundenes Fressen, da sie mit "I Would Do Anything 4 U", "Free", "Love CCA", "Give A Little" und dem abschließenden Schmachtfetzen "Friends", die absolute Vollbedienung in diesem Bereich bekommen. Mit dem ebenfalls ruhigere Töne anschlagenden "What About Love?" ist dem Quartett sogar ein richtiger Hit gelungen, der mit etwas Airplay die Band sogar zu den angepeilten Zielen bringen könnte und die heißen nunmal wohl nicht AC/DC bzw. Metallica sondern eher Bon Jovi, Aerosmith und Co. Zu gönnen wär es ihnen auf jedenfall.

Richtig rockt eigentlich nur der orientalisch angehauchte Groover "Preachers & Whores" und der Abwechslung auf diesem Album hätte es sicherlich gut getan, wenn ein paar Tracks dieser Kategorie mehr auf dem Longplayer vertreten wären, da vier ruhige Tracks am Ende der Silberscheibe schon die Geduld des einen oder anderen Hörers strapazieren könnten.

Nichtsdestotrotz ist, vorausgesetzt, man weiß, auf was man sich einlässt, Free ein gutes Stück Musik, das zwar jede Menge alte Fans vergraulen, aber vielleicht auch ein paar neue dazugewinnen lassen wird. Vielleicht dreht man den Härtegrad beim nächsten Werk ein kleines Stück nach oben und alle haben sich wieder lieb. Schön wärs und das so kurz nach Weihnachten...

Manuel Liebler