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Em Kay
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Wenn ich an vergangenes Jahr zurückdenke fallen mir fernsehtechnisch vor allem Dutzende von Castingshows ein, die die deutsche TV-Nation wie einst die Fleischbeschau namens "Big Brother" vor die Glotze lockte. Einer der Sieger dieser Events war Martin Kesici, und ein Grund für diesen Erfolg lag sicherlich am Auftreten bzw. Aussehen des Herrn, das wohl der einen oder anderen Verkäuferin vom Tante-Emma-Laden nebenan einige feuchte Träume bescherte.
Solange die Sache heiß ist und nicht schon der nächste Star-Search-Gewinner die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird die Kuh natürlich gemolken, was das Euter hergibt, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es nun einen ganzen Longplayer von Martin Kesici zu erstehen gibt. Naja, nicht weiter tragisch, denn im Gegensatz zu den Big-Brother-Amateur-Aktmodels kann der Bursche ja wirklich singen, was er anhand von Dutzenden Coverversionen in der Show genug unter Beweis gestellt hat.
Von diesen gibt's auf Em Kay zum Glück nur ein Best-Of, denn die Interpretationen von z.B. "Easy" (Faith No More-Version statt The Commodores), "Nothing Else Matters" und "All For Love" (mit ein paar seiner Kollegen aus der Castingshow, von denen sich einer bei seinen Eltern bedanken darf, da er mit Nachnamen "Wurst"(!) heisst) halten sich streng an die bekannten Versionen und gleiche Höhe ist kein Abseits, sondern es siegt das aus Funk und Fernsehen bekannte Orginal.
Die eigenen Stücke der Silberscheibe stellen ein buntes Sammelsurium dar (obwohl man ja fast nicht "Eigene Stücke" sagen darf, da Mr.Kesici bei keinem der Tracks Songwritercredits einheimste), bei der jeder Song zwar absolutes Hitpotiental bzw. Radiotauglichkeit aufweist, jedoch sehr stark an diverse Vorbilder angelehnt ist. So klingt "Losing Game" an eine ruhigere H.I.M.-Nummer, das mit deutschen Lyrics ausgestattete "Liebesluder" weist eine starke Westernhagen-Schlagseite auf und bei "Who`s A Real Friend" ist der Countryrockeinfluss nicht von der Hand zu weisen. Ziemlich bunte Mischung also, die bis auf den Interpreten nur die Gemeinsamkeit verbindet, dass jeder Titel (außer das in jedem Bezug nervige City-Remake "Am Fenster") das Zeug dazu hat in den Single-Charts ziemlich weit nach oben zu klettern, und das sollen dem Kesici-Team erstmal die ganzen bereits etablierten AOR-Künstler nachmachen. So richtig (hard-)rockig, wie die Tätowierungen, die langen Haare und das Logo des Künstlers ist auf dieser Scheibe leider fast gar nichts, aber um für Hausfrauen den wilden Mann zu mimen wird es schon reichen. Ich bin auf jeden Fall schonmal gespannt wie das nächste Album dieses Herrn aussehen wird, denn der Bonustrack auf der "Losing Game"-Maxi, den Herr Kesici sogar mitkomponiert hat, macht wirklich Hoffnung.
Manuel Liebler
Trackliste
02. Losing Game
03. Makin Me High
04. My Love Is
05. Liebesluder
06. Who`s A Real Friend
07. Easy
08. What If
09. Nothing Else Matters
10. After The End Of The World
11. Am Fenster
12. All Is Said And Done
13. All For Love
14. Angel Of Berlin (reprise mix)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |