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Reich, St. – Kraftwerk u. a. (Powerplant)

Electric Counterpoint

Info Musikrichtung: Neue Musik / Elektropop / Crossover VÖ: 01.01.2009 Signum Classics / Note 1 CD DDD (AD 2003. 2007-2008) / Best. Nr. SIGCD 143 Gesamtspielzeit: 49:09

Ogottogott, was ist den hier passiert? Diese Crossover-Versionen von Klassikern der Minimalmusic (Steve Reich) und des Elektropop (Kraftwerk) klingen so weichgespült, dass man es kaum anhören mag. Der für Pat Metheny geschriebene Electric Counterpoint hat alle Gitarrenschärfe verloren und dudelt harmlos dahin. Die Gefahr, zur reinen Wohlfühl-Klangtapete zu werden, besteht bei der Minimalmusic ja immer und eine einstige Größe wie Philipp Glass huldigt dieser Tendenz ja inzwischen ziemlich ungehemmt.
Reichs konzeptionelle Strenge sorgt dagegen auch in seinen späteren Kompositionen für einen gewissen Widerstand. Auf dem Xylosynth wurde allerdings der jetzt bei Electric Counterpoint gebrochen. Extrem fahrstuhltauglich, das Ganze, zumindest so lange man nicht steckenbleibt.
Kraftwerk-Klassiker wie Tour de France, Radioactivity und Pocket Calculator werden durch sanfte Beats und ein synthetisch klingendes Streichquartett auf das Niveau von Vorabendserien-Soundtracks gebracht. Mir ist völlig rätselhaft, was der Sinn solcher Aktionen ist. Das Crossover meist zur Verflachung führt, bestätigt sich leider wieder einmal.
Bei den Originalkompositionen sieht es leider nicht wirklich besser aus: zu viel stromlinineförmige Musik, zu viele schwache Sounds. Und dann dieses zahnlose Streichquartett! Atmosphärische oder surreale Elemente wie zum Beginn von Carbon Copy werden da schnell zur bloßen Behauptung. Etwas mehr Reibungshitze erzeugen die dann allerdings ebenfalls sehr entspannten Soundcollagen von Audiotectonics II. Auch Temazcal von Javier Alvarez läuft nach viel geheimnisvollen Wispern, Zischen und Zirpen auf eine matte ethnomusikalische Pointe hinaus.
”Bringing together some of he most dynamic young British artists, Powerplant explores hi-octane percussion-led music with an electronic sound …” tönt das Marketing auf dem Cover. Wer’s glaubt …!

Georg Henkel