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Nirgendwo

Bleib bei mir

Info Musikrichtung: Rock / Indie Rock VÖ: 15.11.2008 (Radar / The finest Noise) Gesamtspielzeit: 44:20 Internet: http://www.nirgendwo-music.de

Mit Bleib bei mir veröffentlicht der 1998 gegründete Dreier Nirgendwo sein Debütalbum. Die Band hat wohl schon einige Konzerte hinter sich gebracht und wollte diese Erfahrung wohl auch in das Album einbringen, weshalb mit der Aussage „This record was made in 11 days and 3 hours“ gewuchert wird. Und damit stellt sich auch schon der erste Missstand ein, alle Albuminformationen wurden in Englisch gestaltet, obwohl die Band ein rein deutsches Unternehmen ist, was die Texte betrifft. Die Musik bewegt sich irgendwo (im Niergendwo)zwischen den neuen deutschen Rockacts, der Hamburger Schule und dem Seatle Sound der Neunziger Jahre. Mit Gewittergrollen und und der stimmungsvollen Pianoeinleitung „Bleib bei mir (Part One)“ geht es auch ganz nett los, auch der folgende Rocker „Zurück“ klingt recht flockig, doch stellt man hier bereits erste Mängel im Gesang und auch in den Texten fest. Den ersten totalen Tiefpunkt setzt dann das krachige, an die Betroffenheitssongs der Toten Hosen erinnernde „Meine Helden“ mit den ebenso plakativen wie platten Reimen. Das können die Hosen virl Besser, wenn auch da so mancher Mist schon bei rausgekommen ist. Und dieser Trend bleibt dann leider auch für den Rest des Albums bestehen, die Songs haben ganz nette Ansätze, funktionieren aber alle nach dem Selben Schema. Und die packende Hookline oder der in den Ohrenhängen bleibende Refrain gelingt leider nicht ein einziges Mal. Die Texte möchten wohl in die intellektuelle Richtung der Hamburger Schule, bleiben zu meist jedoch immer im gezwungenen Reim und einer großen Portion Belanglosigkeit hängen. Der Gesang schwankt zwischen monoton Gesungen und schrill geschrieen.
Insgesamt erinnert mich Bleib bei mir an eine Aufnahme einer frisch gegründeten Schülerband, aber nicht an einer Band, die schon seit 10 Jahren aktiv ist. Ins Bild passt dabei auch das seltsame Cover, das die Band unter eingeklinktem Gewitterhimmel und eingebauten Blitz zeigt.
Möglicherweise hätte hier viel mehr draus werden können, wenn nicht gar so viel auf altbackene Strukturen gesetzt worden wäre und vor allem, wenn man sich mehr Zeit und Mühe mit den Texten gegeben hätte. So bleibt ein musikalisch manchmal ganz nettes, aber auf Dauer nervendes Album, das sicherlich keine großen Spuren hinterlassen wird. Es klingt leider tatsächlich wie innerhalb von 11 Tagen geschriebenes, aufgenommenes und produziertes Album, und wenn dies manchem Album auch schon mal mehr Authentizität verliehen hat, so ist es in diesem Falle leider nur als negativ zu vermerken. Schade drum.

Wolfgang Kabsch