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Iris Szeghy

Musiques Suisses / Grammont Portrait

Info Musikrichtung: Klassik, Avantgarde VÖ: 22.09.2008 (MGB / CTS-M 112, DDD) Internet: http://www.musiques-suisses.ch

Der in der Slowakei aufgewachsenen und nun in der Schweiz lebenden Komponistin Iris Szeghy wird mit der Portrait-CD Musiques Suisses / Grammont Portrait ein kleines Denkmal gesetzt. Enthalten sind wichtige Werke ihres Schaffens, die zwischen 1993 und 2007 entstanden sind. Szeghy, die ihre Inspirationen oft aus Natur, Kunst, Philosophie und Gesellschaft zieht, dürfte dem großen Publikum zwar nicht bekannt sein, ihr Schaffen ist es aber Wert, gehört zu werden.

Den Beginn macht das 2003 entstanden “Vielleicht, dass uns etwas aufginge“ für Sopran und Streicher nach Gedichten des Aargauer Schriftstellers Klaus Merz (2003). Zu hören ist der Radio-Mitschnitt der Uraufführung vom 2.7.2003 in der Alten Kirche Boswil mit Sylvia Nopper (Sopran) und dem Concerto Boswil unter der Leitung von Israel Yinon. Iris Szeghy hat hier fünf kurze Gedichte, die sich mit der menschlichen Existenz beschäftigen, zu einer einzelnen Komposition im Stil eines Rondo zusammengefasst. Starke Emotionen werden durch Text und die meist leise untermalende Musik freigesetzt aus der es immer wieder heftige Ausbrüche gibt.

In “Canticum“ für Akkordeon solo aus dem Jahr 2002 werden die klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes ausgelotet. Teodoro Anzellotti spielt die Variationen eines am Ende erklingenden choralartigen Themas mit einer unglaublichen Intensität. Es wird deutlich, dass das Akkordeon zu unrecht ein oft belächeltes Soloinstrument darstellt.

Das 2006/07 komponierte Streichtrio "Goldberg" für Violine, Viola und Violoncello wird vom Goldberg Trio Lucerne interpretiert, welches die Komposition auch in Auftrag gegeben hat. Inspiriert wurde das Streichtrio auch von Bachs ‚Goldberg-Variationen’ und einige Zitate daraus werden auch verwendet. Immer wieder spannend wie Iris Szeghy das Klangspektrum der Instrumente auslotet und sehr intensive Klänge entstehen.

Der kurze “Psalm“ für Stimme solo nach dem Gedicht von Paul Celan, der amerikanischen Sängerin Beth Griffith gewidmet, die es 1993 auch uraufführte, ist in der Interpretation von Leila Pfister (Mezzosopran) zu hören. Der Text des Gedichtes aus Celans Gedichtband ‚Niemandsrose’ wird allerdings nicht gesungen, sondern gesprochen und geflüstert, unterbrochen von einem Klagegesang, der nur Vokale und einzelne Silben enthält. So wird eine Wirkung erzielt, die den ernsten Text unterstreicht.

Zum Abschluss erklingt “Ad Parnassum“ für Streicher nach Bildern von Paul Klee (2005 komponiert). Die Camerata Bern unter der Leitung von Erich Höbarth ist hier beim Radio Mitschnitt der Uraufführung vom 4.12.2005 zu hören. Das Werk ist inspiriert von 7 Bildern Paul Klees, wovon das Bild mit dem Titel ‚E’ nur einen kurzes Zwischenspiel darstellt und zweimal auftaucht. Die anderen 6 Bilder (Fuge in Rot, Sängerin der komischen Oper, Fischbild, Meerschnecken-König, Engel im Werden und Ad Parnassum) bilden die Hauptsätze der Komposition. “Ad Parnassum“ gehört vielleicht zu den besten Werken von Iris Szeghy. Der Zyklus unterstreicht ihr Können indem sie sowohl der traditionellen, wie auch der zeitgenössischen Tonsprache annimmt und so den Kontrast der Bilder herausarbeitet, vom meditativen Anblick bis hin zu bizarren Passagen.

Klangtechnisch sind die Aufnahmen auf höchstem Niveau. Den verschiedenen Tonmeistern ist hier größtes Lob zu zollen. Dem Label MGB, dem Schweizer Radio DRS 2 und anderen Institutionen ist es zu verdanken, dass diese intensive Musik nicht im Archiv verstaubt. Iris Szeghy ist es zu wünschen, dass sie weiterhin Kompositionen dieser Qualität veröffentlichen kann.

Ingo Andruschkewitsch