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Don Carlos
Info
Musikrichtung:
Oper
VÖ: 01.09.2003 (Naxos / Naxos) Best.nr. 8.660096-98 Gesamtspielzeit: 194:49 Internet: Naxos |
ITALIENISCHES FEUER AUS SCHWEDEN
Von Verdis (1813-1901) Oper "Don Carlos", angelehnt an Schillers gleichnamiges Schauspiel, gibt es fast so viele Fassungen, wie es Aufführungen gibt. Immer wieder hat schon der Komponist selbst sein ausuferndes Werk überarbeitet. Im Königlichen Opernhaus Stockholm wurde 1999 eine Mischfassung präsentiert, die im wesentlichen auf die 1886 in Mondena aufgeführte Version zurückgeht, aber auch Teile der Pariser Fassung von 1887 beinhaltet.
Doch nicht nur insoweit darf die jetzt auf CD veröffentlichte Aufführung als wirklich gelungen bezeichnet werden. Der Live-Mitschnitt konserviert vielmehr ein wirkliches Opernereignis von Rang.
Das ist im wesentlichen dem Tenor Lars Cleveman in der Titelpartie zu verdanken. Er präsentiert einen jung und frisch wirkenden Prinzen, hin- und hergerissen zwischen persönlichen Gefühlen und staatsmännischen Ideen. Seine Stimme strahlt in der Höhe glanzvoll und ohne Anspannung. Peter Mattei kann da in der Rolle des Vertrauten Rodrigo nicht ganz mithalten, dennoch aber liefert auch er eine saubere Leistung ab und die Duettszenen der beiden haben das Publikum im Opernhaus völlig zu Recht zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
Hervorzuheben sind auch die Darstellungen von Ingrid Tobiasson (Prinzessin Eboli) und Jaako Ryhänen(Philip II.). Die Mezzosopranistin Tobiasson spielt engagiert und lotet die emotionalen Tiefen der Figur aus - wohl nur selten hat man eine so überzeugende "Eboli" erleben dürfen. Ryhänen gibt den König Philip II. differenziert und führt die Linie der erfolgreichen finnischen Bassisten fort, in die Fußstapfen Martti Talvelas tretend.
Auch beim Rest der Sängerriege ist kein Ausfall zu vermelden. Sie alle tragen, einschließlich des gut disponierten, kräftigen Chors, zum positiven Gesamteindruck bei.
Der spanischstämmige Dirigent Alberto Hold-Garrido leitet die Aufführung straff und mit viel dramatischem Gespür, weiß stets im rechten Moment Tempo und Dynamik anzuziehen oder zu drosseln. Vor allem hält er die groß angelegten Ensembles aufmerksam zusammen. Dabei nimmt man dankbar zur Kenntnis, dass Verdis Musik nicht stets knallig laut daherkommen muß, sondern auch als feinsinnig instrumentierter, variantenreicher Leckerbissen dargeboten werden kann. So erscheint dieser "Don Carlos" als ein Welttheater im besten Sinne, ein Panorama menschlicher Dramen und Gefühle.
Das Klangbild der Aufnahme ist naturgemäß etwas trocken, das Orchester (souverän in allen Gruppen) ist eher in den Hintergrund gedrängt. Dafür ist das Bühnengeschehen lebendig eingefangen. Die Live-Geräusche halten sich, abgesehen vom Szenenapplaus des Publikums, in Grenzen.
Alles in allem ein "Don Carlos" der es mit den etablierten Einspielungen durchaus aufnehmen kann, mag er auch, was die stimmliche Qualität angeht, ein wenig hinter der Giulini-Aufnahme aus den 70er Jahren und, was die Tonqualität angeht, hinter der Levine-Aufnahme von 1992 zurückbleiben - in puncto Dramatik und Interpretation braucht er keinen Vergleich zu scheuen.
Erst recht nicht, wenn man den unschlagbar günstigen Preis für diese drei CDs bedenkt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
CD II 70:18
CD III 45:40
Besetzung
Lars Cleveman, Tenor (Don Carlos)
Peter Mattei, Bariton (Rodrigo)
Bengt Rundgren, Bass (Großinquisitor)
Hillevi Martinpelto, Sopran (Elisabeth)
Ingrid Tobiasson (Eboli)
Chor und Orchester des Königlich Schwedischen Opernhauses, Stockholm
Ltg. Alberto Hold-Garrido
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