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Bach, J. S. (Gatti)

Flötenkonzerte

Info Musikrichtung: Barock Konzert VÖ: 01.11.2008 (Glossa / Note 1 / CD DDD 2007 / Best. Nr. GCD 921204) Gesamtspielzeit: 56:00

Flötenkonzerte von J. S. Bach? Nicht, dass die Flöte in Bachs instrumentalen Schaffen keine Rolle spielen würde. Es gibt eine Reihe von kammermusikalischen Werken, Sonaten mit Continuo-Begleitung zumeist. Ansonsten konzertieren die Flöten meist im Verbund mit anderen Solo-Instrumenten. Also spricht man besser von Konzerten mit Flöte, z. B. beim 5. Brandenburgische Konzert. Oder man schaut sich unter den anderen Gattungen um und stößt dann auf die Ouvertüre in B-Moll, hinter der sich ein veritables Flötenkonzert verbirgt. Das herrliche Tripelkonzert BWV 1044 ist ein weiteres Beispiel für die konzertante Beteiligung der Traversflöte. Letzteres findet sich leider nicht auf dieser neuen CD des Labels Glossa.
Dafür gibt es neben besagter Ouvertüre das 5. Brandenburgische in einer interessanten Frühfassung zu hören. Und dann erleben wir dann noch tatsächlich die Premiere eines „echten“ Flötenkonzerts. Eine Neuentdeckung? Jein. Es handelt sich um eine Rekonstruktion. Francesco Zimei hat einige verdächtig instrumental-solistische Stimmführungen in einigen von Bachs vokalen Kantatensätzen zum Anlass genommen, nach möglichen Originalen zu forschen, die sich hinter den bekannten Versionen verbergen könnten. Die detektivische Spürarbeit hat sich gelohnt: Das Ergebnis klingt musikalisch so überzeugend, dass bereits über einer Aufnahme in einen Band der Neuen Bachausgabe nachgedacht wird.
Die Ersteinspielung des Konzerts und der bekannteren Werke durch das Ensemble Aurora erfolgt übrigens in einstimmiger Kleinstbesetzung, zu Bachs Zeiten eher die Norm als die Ausnahme. Schlank und leicht wird musiziert, eher mediterran ungezwungen denn teutonisch gewichtig. Vermeidet das Ensemble auf der einen Seite jede Übertreibung, so klingt doch auf der anderen Seite manches zu glatt und unverbindlich, z. B. bei den trockenen Cembalophrasen im 5. Brandenburgischen Konzert. Etwas mehr klangliche Verdichtung und innere Spannung hätten der Musik nicht geschadet.

Georg Henkel