Reviews
The Armada
Info
Musikrichtung:
Rock
VÖ: November 2008 (Kingdom Records) Gesamtspielzeit: 45:55 Internet: http://www.thearmada.com http://www.jeff-martin.net http://www.myspace.com/jeffmartinandthearmada http://www.kingdom-records.com |
In 1990er Jahren waren die Kanadier The Tea Party so etwas wie die legitimen Nachfolger Led Zeppelins. Mit ihrer Mischung aus harten Riffs und leichtem orientalischen Feeling, verpackt in leidenschaftliche Songs, traf man den Nerv der Zeit. Obwohl die Band in unseren Breitengraden eher ein Schattendasein führte. Im Jahr 2005 war nach einem etwas halbgaren Album und mit dem überraschende Ausstieg von Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter Jeff Martin überraschend Schluss mit der Herrlichkeit. Die Band löste sich auf und Martin bastelte in seiner Wahlheimat Irland an einer Solokarriere. Fortan suchte er sein Heil in akustisch orientierter Musik und veröffentlichte ein Soloalbum, sowie mehrere Livealben (s. Reviewarchiv). Bei seinen letzten Konzerten wurde er bereits vom irischen Schlagzeuger Wayne Sheehy unterstützt (nachzuhören auf Live in Dublin). Zusammen mit diesem gründete er auch die neue Band The Armada, deren selbst betiteltes Debütalbum dieser Tage erscheint.
Und die Überraschung dabei: Jeff Martin hat seine E-Gitarre entstaubt und lässt diese wieder ordentlich jaulen. Schon bei den ersten Tönen von „Going down blues“ fühlt man sich wohlig an vergangene Tea Party-Tage erinnert. Ein Zeppelin-Gedächtnisriff trifft hier auf die treibend gespielte Drums und im Hintergrund eingeflochtene Akustikgitarren, sowie Hammond- und Keyboardsounds, die für ein bombastisches Feeling sorgen. Das ist cool, das hat Dampf und vor allem tut es eines: Es rockt! Schon lange hat man Jeff Martin nicht mehr so losgelöst gehört. Dasselbe gilt ebenso für das folgende „Chinese whispers“, wie für „Invocation“, welches es schafft zugleich düster wie sexy zu sein. Auch ein gewisses orientalisches bzw. arabisches Flair darf auf The Armada nicht fehlen. Exemplarisch seinen hier nur „Baby’s come undone“, bei dem eine Sitar die Führung übernimmt, sowie „Morocco“ genannt, bei dem man sich regelrecht in einen Basar versetzt fühlt.
Mit Wayne Sheehy hat Jeff Martin auch den richtigen Schlagzeuger für seine rockigen Songs gefunden. Mit seinem äußerst kraftvollen Spiel sorgt er stets für den richtigen Groove und treibt die einzelnen Stücke stark voran. Nicht selten fühlt man sich etwas an den seligen John Bonham erinnert. Lediglich bei den ruhigeren Songs wie dem schönen „A line in the sand“ würde man sich etwas Zurückhaltung aus der Rhythmusabteilung wünschen. Doch allzu viel Balladeskes findet sich auf dem Debüt von The Armada im Gegensatz zu Jeff Martins Exile and the kingdom gar nicht. Zwar wurden mit „Broken“, „The rosary“ oder auch dem versteckten „I want you“ wunderbar melodische Stücke aufgenommen, bei denen eine stärkere Betonung auf Akustikgitarren liegt, doch legt man den stimmungsmäßigen Fokus des Albums mehr auf voluminöse Rockstücke.
So klingt der Gesamtsound auch sehr bombastisch und groß. So werden ständig mehrere Gitarrenspuren, Keyboard- und Streichersounds und perkussive Elemente übereinander gelegt, was für eine sehr dichte Atmosphäre sorgt. Etwas aus der Reihe fällt dieses Mal auch wieder der noch einmal neu aufgenommene „Black snake blues“. Hier klingt er äußerst urwüchsig und man fühlt sich glatt in die Südstaaten der 30er Jahre zurückversetzt, wäre nur nicht wieder der starke Rhythmus, welcher im späteren Verlauf einsetzt. Textlich zeigt sich Jeff Martin nicht mehr so persönlich wie auf seinem Soloausflug, aber nicht so düster wie in der Tea Party-Zeit. Dafür klingt sein Gesang heute noch genauso leidenschaftlich wie damals, nur ein ganzes Stück gereifter.
Mit The Armada legen Wayne und Jeff ein äußerst starkes Debütwerk vor, welches auf eine rosige Zukunft der Band hoffen lässt. Alte The Tea Party-Fans, welche der Band immer noch hinterher trauern, müssen einfach zugreifen. Wobei man sagen muss, dass man die Magie vergangener Tage nicht ganz erwarten darf. Erhältlich ist es allerdings nur im Webshop des eigenen Labels Kingdom Records in einer Auflage von lediglich 10.000 Stück.
Mario Karl
Trackliste
1 | Going down blues | 3:11 |
2 | Chinese whispers | 3:41 |
3 | Broken | 4:05 |
4 | A line in the sand | 4:24 |
5 | Morocco | 4:11 |
6 | Black snake blues | 4:39 |
7 | The rosary | 4:29 |
8 | Baby’s come undone | 4:19 |
9 | Closure | 3:33 |
10 | Invocation | 4:00 |
11 | I want you (Hidden track) | 5:18 |
Besetzung
Wayne P. Sheehy (Schlagzeug & Percussion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |