Reviews

Solitude

Virtual Image

Info Musikrichtung: Heavy Metal VÖ: (Spiritual Beast) Gesamtspielzeit: 36:38 Internet: www.spiritual-beast.com/solitude/

Vorurteil 1: Eine CD mit einem derartigen Cover kann doch nur eine hochpolierte Keyboardlastige Truppe irgendwo zwischen Asia und Saga beinhalten. Nichts da: Powervoller melodischer Thrashmetal - vielleicht am ehesten in der Nachbarschaft zu Annihilator anzusiedeln (mit NWoBHM-Einschlag) - präsentiert der noch vertriebslose Japan-Dreier + Steuermann.

Oha! Vorurteil Nummero 2 kommt auf den Tisch: Wenn Japan!, dann dürften wir es also zwangsläufig mit einem Sänger zu tun haben, der uns (auch ohne DVD-Bonus) schon beim ersten Ton die Schraubzwingen sehen lässt, in die man seine Eier eingeklemmt hat. Aber auch hier: Statt Eunuchen-Chor verfügt Akira Sugiuchi über eine dreckige dunkle Stimme, die den Powerthrash kraftvoll unterstützt und angenehm erdet.

Vor allem ihm und dem pointiert losholzenden Axtmann Shingo Ida (ich nehme einfach mal an, dass Shingo ein Männername ist) ist es zu verdanken, dass Solitude spielend in der internationalen Spitzenklasse mitmischen können. Klar, Originalität ist nicht der Trumpf, mit dem Solitude stechen. Aber neben allen möglichen Nu-, Industrial-, oder Sonstwie-Metal-Experimenten, die das straighte auf die Glocke Schlagen, das den Metal in seinen Grundzügen auszeichnen sollte, mehr versauen, als bereichern, sind Solitude eine angenehme fast schon Ausnahmeerscheinung.

Wer auf traditionellen Metal im 90er Jahre Gewand steht, sollte ruhig mal ins Land der aufgehenden Sonne mailen. Ein Bremsklotz könnten da höchstens die 15 € sein, die dünnen 36 Minuten gegenüber stehen. Nicht gerade Value for money. Aber es ist keine Sekunde dabei, die sich nicht lohnt.

Norbert von Fransecky