Reviews

Wilde Zeiten

Aufgeräumt wird später

Info Musikrichtung: Deutsch Punk VÖ: 28.05.2008 (Impact Records / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 50:51 Internet: http://www.wildezeiten.com

Wenn Wilde Zeiten die Verstärker einstöpseln, dann fliegt sofort eine Tote Hose im Wind. Wo die fünf Hessen ihre Inspirationen her holen, das wird nicht einmal vorsichtig versteckt. Aber das ist alles andere als schlimm. Während die Hosen selber kaum noch genug Wind machen, um eine Hose hoch zu kriegen, klingen die Wilden Zeiten so, wie die Hosen in ihren wilden Zeiten, d.h. in, um und um Alex herum - manchmal mit einem melodischen Schlenker in Richtung Dritte Wahl. Mit schuld daran könnte Produzent Uwe Faust, ehemaliger Live-Mixer der Hosen, sein.

Inhaltlich wird erkannt, dass Deutschland am Arsch ist, dass ein Punk ein Arsch ist und eh alles für den Arsch ist, wenn man nicht Party macht. Und genau damit ist der Platz im Leben beschrieben, an den diese CD gehört: Party bis zum Abwinken.
Dafür gibt es tolle Konzerthymnen („Was ändern“), Pop mit Reggae- („Reise in den Untergang“) oder Schlager-Attitüde („Gute Freunde (...)“), Hosen-Hymnen mit Western-Touch („Verlorene Gestalten“) und auch eher softe Punk-Balladen („Verlass mich nicht“).

Das Ganze kommt so gewinnend und sympathisch über den Deich, dass man der Truppe nicht böse sein kann, auch dann nicht, wenn „Reise in den Untergang“ stellenweise mehr nach den Gebrüdern Blattschuss als den Hosen klingt, oder man in „Homegrown“ extrem naiv auf den Hasch-Verharmlosungs-Zug aufspringt.

Ein tolles, überwiegend politisch korrektes Deutsch Punk-Album, das eine ganze Reihe von Stücken liefert, die garantiert im Ohr hängen bleiben.

Norbert von Fransecky