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Sinfonien 3 & 4
Info
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 16.09.2008 (BIS / Klassik Center Kassel / SACD hybrid, 2007, Best.nr. BIS-SACD-1619) Gesamtspielzeit: 75:25 Internet: Swedish Chamber Orchestra BIS |
GELÜFTET
Mit einer weiteren Frischzellenkur schließt das Swedish Chamber Orchestra unter Leitung seines Chefdirigenten Thomas Dausgaard seinen Schumann-Zyklus ab: Wiederum musiziert das nur 38 Mann/Frau starke Ensemble einen entschlackten, kammermusikalisch verschlankten Schumann und verhilft damit vor allem den Sinfonien zu ungewohnter Transparenz und Dialogstärke. Nun ist es kein ganz neues Unterfangen, den romantischen Staub von diesen Orchesterwerken hinwegzublasen - man denke etwa an John Eliot Gardiners Einspielung der Sinfonien auf Originalinstrumenten (DGG, 1997). Dausgaard gelingt es aber im Gegensatz zu Gardiner, Schumanns Musik nicht vorwiegend eckig und überdramatisch erscheinen zu lassen. Vielmehr befindet sich die Musik hier sowohl bei der eher heiteren "Rheinischen", wie bei der aufgeheizten Vierten in stetem, eleganten Fluss. Die Ausdünnung des Orchesterapparats führt nicht zu klanglicher Schärfe, sondern allein zu größerer Klarheit, zu der im Übrigen auch die hervorragende Aufnahmetechnik beiträgt. Bei dem dadurch insgesamt deutlicher hervortretenden dialogischen Spiel der Stimmen gefallen vor allem die sehr klangschönen Holzbläser.
Unbeschwert, teils volkstümlich und mit nur wohldosierten Eintrübungen wird uns die dritte Sinfonie vorgestellt, die man allzu oft noch immer deutschromantisch, weihevoll zu hören bekommt. Ein solcher Ansatz liegt den schwedischen Musikern zum Glück völlig fern, so dass neben den erhabenen Momenten ausreichend Raum bleibt für das tänzerisch-beschwingte Element des Werkes.
Die vierte Sinfonie, die hier in ihrer neu instrumentierten Fassung aus dem Jahre 1851 erklingt (die Originalfassung von 1841 ist auf der Vorgängerproduktion BIS-SACD-1519 zu hören), drängt in Dausgaards Interpretation stringent, teils rauschhaft voran und durchmisst dabei alle Empfindungen von Sehnsucht bis Kampfesmut, vom Freudentaumel bis zur Verzweiflung.
Ergänzt werden die Sinfonien durch die Manfred-Ouvertüre und ihr weniger bekanntes Schwesterwerk, die Ouvertüre zu "Hermann und Dorothea". Die Vorzüge des Spiels des Schwedischen Kammerorchesters kommen auch hierbei voll zum Tragen.
Entstanden ist damit insgesamt ein Schumann-Zyklus, der Maßstäbe setzt und auch all diejenigen überzeugen dürfte, denen Schumann bislang zu tragisch, zu deutsch, zu schwerblütig vorgekommen sein mag.
Sven Kerkhoff
Trackliste
6 Ouvertüre zu "Manfred", op. 115 11:07
7 Hermnn und Dorothea (Ouv.), op. 126 08:53
8-11 Sinfonie Nr. 4 d-moll, op. 120 (Fassung 1851) 26:17
Besetzung
Ltg. Thomas Dausgaard
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |