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Sinfonie Nr. 1
Info
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 17.10.2008 (Soli Deo Gloria / SDG / CD, DDD, 2008, live, Best.nr. SDG 702) Gesamtspielzeit: 75:08 Internet: Monteverdi Choir |
FARBENPRACHT
Man mag das wenig farbenreiche Coverbild als britisches Understatement werten, denn in einer solchen Farbenpracht wie hier hat man Brahms erste Sinfonie wohl kaum jemals gehört. Dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique gelingt unter Stabführung von John Eliot Gardiner insofern tatsächlich einmal mehr eine kleine Revolution. Selbst in unserer Zeit ist der Klangeindruck der brahms´schen Sinfonien überwiegend noch immer durch den massiven Streicherapparat geprägt. Dies verschiebt sich in Gardiners Interpretation deutlich. Dabei mag der schmale, oft auch harte Klang der Violinen zunächst gewöhnungsbedürftig sein. Jedoch eröffnet er neue Horizonte und den Blick in bisher ungeahnte Klangwelten, denn Brahms Komposition ist derart vielschichtig und vielgestaltig, dass es im dicht gewobenen Orchestersatz immer noch etwas mehr zu entdecken gibt. Durch die gewonnene Klangtransparenz erscheint die Sinfonie auch weniger statisch und fatalistisch als üblich, vielmehr brodelt es stetig unter der Oberfläche, laufen zahlreiche, teils gegenläufige Entwicklungen gleichzeitig ab und führen erst jeweils zum Schluß zu einer gemeinsamen Linie. Staunend, wahlweise mit offenem Mund oder aufgerissenen Augen, immer aber mit weit geöffneten Ohren folgt man als Hörer dieser Überfülle und Klanggewalt, die auf Anhieb kaum zu erfassen und doch sogleich zwingend ist. Kraftvoll, dramatisch, hoch expressiv wirkt da auf einmal alles, was musikalisch doch so akademisch ausgetüftelt erscheint.
Gardiner selbst legt in dem informativen Booklet dar, dass er Brahms in erster Linie als Chorkomponisten begreift, der sein Orchester chorisch auffasse und entsprechend nutze. Vielleicht gelingt es ihm deshalb, diese Musik so herrlich zum Sprechen zu bringen. Dass, wie bei einer Live-Aufnahme nicht anders zu erwarten, bei einigen wenigen Passagen über´s Ziel hinausgeschossen wird und Einsätze dann übermäßig druckvoll geraten, sieht man da gerne nach.
Entsprechend seiner Grundidee koppelt Gardiner auf der CD, wie auch bei den laufenden Tour-Programmen, die Sinfonien mit ausgesuchten Chorwerken. Der Monteverdi Choir kann dabei vor allem im hochdramatischen Schicksalslied, einer Komposition auf einen Text aus Hölderlins Hyperion, seine Möglichkeiten voll ausspielen und gelangt zu einer ergreifenden Deutung.
Allerdings ist die klangliche Abbildung des Chores, anders als beim Orchester, nicht ganz ideal gelungen, da die Sänger zu weit in den Hintergrund gerückt erscheinen.
Ein fulminanter, maßstabsetzender Auftakt für die geplante Gesamteinspielung aller Brahms-Sinfonien.
(Kleiner Tipp: Wegen des schwachen Kurses des britischen Pfund ist derzeit die Direktbestellung über die Homepage des Labels besonders günstig.)
Sven Kerkhoff
Trackliste
2 Mendelssohn: Mitten wir im Leben sind 08:34
3 Schicksalslied 16:11
4-7 Sinfonie Nr. 1 c-moll 44:09
Besetzung
The Monteverdi Choir
Ltg. John Eliot Gardiner
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |