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Reviews

Schubert, F. (Norrington)

Sinfonien Nr. 3 und 8


Info

Musikrichtung: Romantik

VÖ: 11.04.2008

(Profil / Naxos / CD, DDD, 2002, live / Best.nr. PH08019)

Gesamtspielzeit: 55:46

Internet:

Profil

Camerata Salzuburg

UNERBITTLICH

Wer Konzerte oder Aufnahmen mit dem britischen Dirigenten Sir Roger Norrington hört, ist immer gut beraten, sich auf neue Hörerfahrungen einzustellen. Norrington gehört zu jenen, die unentwegt bemüht sind, Staub und überromantisch-weihevolle Traditionen hinwegzufegen, um das Werk in seiner ursprünglichen Gestalt freizulegen. Diese Dirigate mit dem "Sandstrahler" zeichnet auch seine Schubert-Einspielung aus, die den schon einige Jahre alten Live-Mitschnitt eines Konzertes mit dem Kammerorchester Camerata Salzburg beinhaltet.
Das Ergebnis ist jedoch ähnlich ernüchternd wie das Klangbild rauh und trocken ist: Norrington ringt um eine möglichst objektive Deutung, eine Art Verlesen des Notentextes in seiner reinsten Form. Dies geschieht mit der Camerata gewohnt vibratolos, punktgenau und akzentuiert. Spätestens die "Unvollendete" lässt indes erkennen, dass dies allein zu wenig ist, um Schubert wirklich nahe zu kommen. Zwar wirken die Einwürfe des Orchesters wie das Hereinbrechen des unerbittlichen Schicksals. Aber ausgespart bleiben das menschliche Sich-Auflehnen dagegen, alles Sehnsüchtige, Flehende und eben auch - das Raunende. Genau diese Verbindung von emotionalen und atmosphärischen Gegensätzen ist es aber, was Schuberts Musik und die Größe dieser Sinfonie ausmacht. Mit der Austreibung des Romantischen scheint also auch das Menschliche hinweggefegt worden zu sein.
Allein die Tatsache, dass die Durchhörbarkeit des Orchesterklangs bemerkenswert ist und vor allem die Bläserstimmen ungewohnt leuchtend hervortreten, wiegt den Verlust nicht auf.

In der dritten Sinfonie führt Norringtons Ansatz dazu, dass diese weit weniger charamant wienerisch daherkommt als sonst üblich. Auch hier wird trocken und mit Schärfe musiziert, einzig das Trio zeigt volkstümliche Züge und insgesamt rückt das Jugendwerk gerade im letzten Satz bereits erstaunlich dicht an die Klangwelten der späten Sinfonien - wie etwa der achten - heran. Das ist immerhin aufschlussreich, wenngleich ebensowenig zu Herzen gehend.

Vereinfacht gesagt überspringt Norrington mit diesem Schubert mindestens eine Generation und landet mittendrin im Industriezeitalter, in welchem die Prozesse unaufhaltsam mechanisch ablaufen und der Mensch nur noch danebensteht. Von Franz Schuberts hochromantischem Wesen und Denken bleibt so kaum etwas übrig.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1 Ouvertüre im italienischen Stil Nr. 1 D-Dur, D590 08:10

Sinfonie Nr. 3 D-Dur, D200:
2 Adagio maestoso - Allegro con brio 09:20
3 Allegretto 03:35
4 Menuetto. Vivace - Trio 03:36
5 Presto vivace 06:48

Sinfonie Nr. 8 h-moll, D759 "Die Unvollendete"
6 Allegro moderato 14:01
7 Andante con moto 10:16

Besetzung

Camerata Salzburg

Ltg. Sir Roger Norrington
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger