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U2

Boy (Re-mastered)

Info Musikrichtung: Rock / Alternative VÖ: 18.07.2008 (Universal-Island Records) Gesamtspielzeit: 95:19 Internet: http://www.u2.com

Vor 30 Jahren gab es in Irland mal eine vierköpfige Band namens The Hype. Sänger war Paul David Hewson, der Gitarrist hieß David Howell Evans. Nie davon gehört? Nun, etwas später benannte sich die Band in U2 um, Hewson nannte sich Bono und aus Evans wurde The Edge, und unter diesen Namen wurden sie dann gemeinsam mit ihren Mitstreitern Adam Clayton und Larren Mullen berühmt - und spätestens nach ihrem Auftritt beim Live-Aid-Konzert 1985 weltberühmt. Und übrigens noch heute sind U2 in dieser Originalbesetzung zusammen.

Nachdem bereits ihr Riesen-Erfolg The Joshua Tree aus dem Jahr 1987 zum 20jährigen Jubiläum im letzten Jahr neu aufgelegt wurde, bekommen nun auch die drei Erstlingswerke Boy (1980), October (1981) und War (1983) die Ehre, als Neuauflage erscheinen zu dürfen. Kein geringerer als The Edge hat übrigens die Neuveröffentlichung der ersten Band-Phase überwacht.

Der geneigte Musik-Sammler hat dabei die Qual der Wahl: neben einer schon sehr gelungenen Standard-CD-Version gibt es die Deluxe-Edition mit Zugaben-CD sowie eine Vinyl-Ausgabe. Dabei hat man nicht unbedingt den Eindruck, dass es bei der Neuveröffentlichung der Alben darum ging, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Im Gegenteil, schon die Standard-Versionen der Alben sind liebevoll und mit gewissem Respekt vor der eigenen musikalischen Vergangenheit herausgegeben worden. Jedes Album kommt mit einem dicken Booklet mit Begleittext, vielen Bildern und allen Songtexten daher - eine wohl geeignete Strategie, den illegal gebrannten CD's oder mp3-Files auf Festplatten zumindest noch etwas entgegenzusetzen.

Wärmstens empfehlen kann man echten Fans die Deluxe-Doppel-CD. Das 40seitige Buch im CD-Format enthält neben der regulären CD eine zweite Scheibe mit B-Seiten, bislang unveröffentlichten Stücken, Live-Mitschnitten und Single-Versionen. Im Buch-Teil des hier besprochenen Albums Boy finden sich Linernotes von Paul Morley, alle Songtexte und reichlich Fotos aus den Anfangstagen der Band - und als Sahnehäubchen wird jedes einzelne Stück des Bonusmaterials von The Edge höchstpersönlich kommentiert.

Musikalisch ist das Debüt-Album sicherlich eher Geschmackssache: während U2 einige Jahre später etwas glatter und polierter klingen, haben wir es bei Boy wohl mehr mit einem ungeschliffenen Rohdiamanten zu tun. Der Opener "I will follow" hört sich zwar schon irgendwie typisch nach U2 an, aber nicht alle Stücke des Albums überzeugen schon beim ersten oder zweiten Durchlauf. Für Unbeleckte, die U2 von The Joshua Tree-Zeiten kennen und schätzen, wäre wohl am ehesten der letzte Teil der Frühwerk-Trilogie, das Album War zu empfehlen.

Fazit: wer sich mit dem Frühwerk einer Ausnahmeband beschäftigen will und seine heimische Musiksammlung komplettieren will, fährt mit den Standard-CD's schon recht gut, für echte Fans ist dagegen sicherlich die Doppel-CD ein Muss und auch lohnenswert. Viel besser kann man wohl Alben aus der LP-Ära nicht in das CD-Zeitalter, welches ja nun leider auch schon fast zu Ende geht, retten.

Man darf gespannt sein auf die weitere Aufarbeitung des Backkatalogs von U2: bereits im September geht es weiter mit der Neuerscheinung des Live-Albums Under a Blood Red Sky aus dem Jahre 1983.

Jürgen Weber