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Reviews

Dwight Yoakam

Population me


Info

Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 24.06.2003

(Audium)

Internet:

www.dwightyoakam.com

Der Kalifornier Dwight Yoakam, dessen Musik zu Beginn seiner Karriere schon mal "Cow-Punk" bezeichnet wurde, lässt sich auf keinen Musikstil festlegen. Mal kommt er traditionell daher, mal rockt er, was das Zeug hergibt, ein anderes Mal covert er Songs der Popbranche wie z.B. von Queen oder Cheap Trick. Von daher darf man auf jedes Album des Sängers mit der Knödelstimme gespannt sein.
Das Cover, auf dem er alleine vor einem Population-Schild steht und der Titel (übersetzt: "Einwohnerzahl: ich") weisen bereits darauf hin, dass die Lieder dieses Albums größtenteils von der Einsamkeit und dem damit verbundenen Herzschmerz Yoakam´s berichten.

Im einzelnen:

Von Herzschmerz keine Spur zu hören ist beim Opener "The late great golden state". Vielmehr geht es schwungvoll zur Sache bei diesem flotten Titel mit treibenden Drums, einer forschen Gitarre und fleißigem Banjo. Das macht schon mal gut gelaunt Hoffnung auf die nächsten Titel, und diese Hoffnung wird nicht enttäuscht, denn auch "No such thing" kommt schön groovend von der Stelle, obwohl hier bereits der erste Titel über eine verlorene Liebe auftaucht. Ein nahezu typischer Dwight Yoakam-Titel.

Die "Fair to Midland soll ihn zurück zu ihr nach Midland bringen. Ein ruhiger und sparsam instrumentierter Titel, der von einem lebhaften "An exception to the rule" abgelöst wird, der durch den Backgroundgesang und eine dezente Hammond B3 sehr harmonisch wirkt. Eine schöner Titel aus der Feder des Sängers, der sieben der zehn Songs des Albums selber schrieb. Schade, dass dieser Titel nur gut zwei Minuten dauert.

Traurige Stimmung lässt der Titelsong des Albums bereits bei den ersten Tönen erkennen. Nicht viel mehr als das leicht schleppende Schlagzeug bildet den Background für Yoakam´s klagende Stimme. Wie ein Orchestrion setzen zum Refrain Banjo, Trommel und Becken ein, um in dem Zwischensolo einer traurig gespielten Trompete Platz zu machen, die auf einem Country-Album in dieser Form wohl extrem selten zu finden ist. Eine Mischung, die die Stimmung des Songs durchaus unterstützen mag, den Hörern aber vielleicht ein wenig fremd vorkommt und sich daher erst beim wiederholten Vorspielen erschließt.

Zum Ausgleich - der vorher verwunderte Hörer atmet auf - gibt es dann jedoch wieder ein temporeiches "Stayin´up late", das mit flotten Drums und spielfreudigen Gitarren musikalisch gute Laune verbreitet, obwohl der arme Dwight schon wieder Beziehungsprobleme wälzt, denn er weiß nicht, wie er die Lady aus seinem Kopf bekommen soll. Da mag diese Musik wirklich hilfreich sein. Illustre Namen kommen bei "Trains and boats an planes" (diese Verkehrmittel nutze die nächste Ex des Herrn Yoakam auf ihrer Flucht) ins Spiel. Geschrieben wurde der Titel von Burt Bacharach, und Earl Scruggs spielt das Banjo, das bei diesem Titel ständig im Einsatz ist, was in der modernen Countrymusik nur noch recht selten vorkommt, ebenso wie die Fiddle, die das Traditionelle dieses Stückes noch weiter herausgebt. Aber was andere machen, hat Dwight Yoakam sowieso noch nie interessiert.

Willie Nelson ist der wohl gefragteste Duettpartner der Countryszene, und auch diese CD kommt nicht ohne ihn aus. Beim ruhigen und ebenfalls traditionell gehaltenen "If teardrops were diamonds" sinnieren die beiden Sänger darüber, dass sie, wenn ihre Tränen Edelsteine wären, bergeweise davon hinterlassen würden. Ein weiterer Herzschmerz-Titel, der die depressive Grundstimmung des Albums stützt und nur durch die Mitwirkung des Altmeisters auf sich aufmerksam macht, da er musikalisch keine Highlights setzen kann. Da wird es Zeit, dass er vom locker groovenden "I´d avoid me too" abgelöst wird, bei dem Yoakam munter drauflosknödeln kann, bevor mit "The back of your hand" bereits die nächste Ballade ansteht. Dieser Song beeindruckt mit einem harmonischen Konzept, zu dem eine ruhig gezupfte Gitarre, der ein wenig an die Everly-Brothers erinnernde Background-Gesang im Refrain und die zarten Streicher erheblich beitragen. Ein versöhnliches Ende eines ungewöhnlichen Albums.

Resümee:

Ein Album, dessen roter Faden aus Beziehungsproblemen, Trennungsschmerz und Einsamkeit besteht, ist ein gefährliches Projekt, denn - wie zu befürchten war - sind 6 der insgesamt 10 Songs (die meisten anderen Interpreten spielen pro CD 12 Stücke ein) der ruhigen, teilweise schon depressiven Gangart zuzurechnen, die man in diesem Umfang von Dwight Yoakam nicht kennt. Seine bisherigen Alben sprühten mehr vor Energie als dieses Werk. Oder kann es daran liegen, dass der Junggeselle aus Kalifornien so langsam in Richtung seines 50. Lebensjahres geht und ruhiger wird? Das hoffen wir nicht, denn für die nächste CD erwarten wir ein paar mehr kraftvolle Melodien, die dem Kalifornier wieder Lebensfreude einhauchen.



Lothar Heising

Trackliste

1The late great golden state
2No such thing
3Fair to Midland
4An exception to the rule
5Population me
6Stayin´ up late (thinkin´ about it)
7Trains and boats and planes
8If teardrops were diamonds
9I´d avoid me too
10The back of your hand
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger