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All that I am
Info
Musikrichtung:
Country / New Country
VÖ: 31.10.2003 (Chinn Music) Gesamtspielzeit: 47:58 Internet: www.danielleemartin.com |
In der Silvesternacht 2001 gab Daniel Lee Martin sich das Versprechen, seinen Traum von einer Karriere im Musikgeschäft zu beenden, wenn er nicht im folgenden Jahr den großen Sprung schaffen würde. Im November 2002 - zwei Monate vor Ablauf seines Ultimatums - war es soweit und das neugegründete Label "Chinn Music" nahm ihn als ersten Künstler und somit auch Headliner unter Vertrag und brachte ihn für die ersten Aufnahmen ins Studio. Elf lange Monate später steht es im Handel, das erste Album von Daniel Lee Martin, und erfreut seine Hörer mit seiner außerordentlichen Vielfalt.
Im einzelnen:
Bei den ersten Klängen des Openers "Come back to the way it was" durchzuckt den New-Country-gewohnten Hörer der Gedanke "Oha, ein Traditionalist!", denn die wimmernde Dobro klingt recht ungewöhnlich und der Gesang ist recht simpel konstruiert und kommt etwas herb daher. Die einsetzenden Drums geben Hoffnung auf eine Wende zum Moderneren, bevor man thematisch wieder im ersten Teil landet. Der Text ist religiös angehaucht und lässt den Hörer Parallelen zu Spirituals ziehen. Nun erschließt sich auch das Konzept des Songs, aber ob das der richtige Opener für diesen Silberling ist, bleibt dahingestellt.
Keith Urban, der bei vier Titeln dieses Albums seine Finger im Spiel hatte, ist auch für den als Single vorab veröffentlichten Titel "Homespun love" verantwortlich, der bereits einmal von "The Ranch" aufgenommen wurde und sich gleich auf die hit-taugliche New-Country-Schiene setzt und sich dort bis zum Ende mit guter Geschwindigkeit und gutem Text vorwärtsbewegt. Im Gesangsstil fällt schon eine nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit Garth Brooks auf, die sich im Laufe des Albums noch wiederholen wird.
"I can´t let go" ist eine von Daniel Lee Martin selbst geschriebene Ballade, die lediglich dezent begleitet wird und von der Stimme des Sängers lebt. Die Melodie ist schön eingängig und führt zu einem absolut runden Ergebnis mit Hitpotenzial.
Bei "Freedom´s finally mine" hört man den Gitarren- und Mandolinenstil von Keith Urban heraus, der für den Backgroundgesang Vorbilder bei Hardrockern wie z.B. Extreme fand und den Song insgesamt mehr dem Rock-Genre als dem Country-Bereich zuordnete. Aber auch diese Grenzüberschreitungen zeichnen die Spannweite moderner Countrymusik aus, besonders wenn sie so gut gemacht und ehrlich rüberkommen wie bei diesem Song, der sich am Ende über das stärker werdende Banjo wieder in heimische Gefilde rettet. Die von Martin für diesen Titel gewählten Stichworte heißen "Rockin´/In-your-face/Put the peddle to the metal" und treffen den Charakter des Songs korrekt.
Das erheblich ruhigere "Tangled up in love" präsentiert Daniel Lee Martin - ebenso wie Titel Nr. 7 "If I was an angel" - als Singer/Songwriter, eine Spielart der Countrymusik, die in letzter Zeit anscheinend an Bedeutung verloren hat, hier aber in bester Manier produziert wird. Hier scheint sich auch Martin´s musikalische Bodenständigkeit widerzuspiegeln, der auch in den Lyrics von "The closest thing" gefrönt wird. Er wünscht sich von der Kellnerin, die ihn bei einem überlangen Flughafenaufenthalt nach seiner Bestellung fragt, so schöne Dinge wie z.B. West Virginia, den Frühling in den Bergen, Getreidefelder, die Schaukel auf der Veranda und den heimischen Kirchenchor. Und wenn sie das nicht hätte, nähme er auch das dem am nächsten kommende. Da darf man gespannt sein, was ihm vorgesetzt wurde. Jedenfalls kann man sich diesen Titel auch gut in den Charts vorstellen.
Straight-rockig geht es weiter mit "Lucy kept hangin´ on", das die Lebensgeschichte besagter Lucy erzählt und bei Linedancern freudige Twosteps auslösen dürfte, bevor "Until you", eine von Daniel Lee und seinem Bruder Dennis komponierte Ballade wieder Martin´s starke Seite zum Vorschein bringt: die ruhigen Songs mit Gefühl. Dass er damit so viel Erfolg hat, zeigt schon die Tatsache, dass er diesen Titel seiner Freundin vorsang, bevor er (natürlich mit Erfolg) um ihre Hand anhielt.
Völlig unerwartet und bei New-Country-Alben absolut ungewöhnlich kommt kurz vor Ende des Albums mit "Pure speculation" ein klassischer Western-Swing zu Gehör, der ebenso gut aus einem der extrem erfolgreichen Alben von Garth Brooks stammen könnte. Eine Parallele, die auch durch die bereits erwähnte stimmliche Ähnlichkeit beider Sänger genährt wird und gerade durch die musikalische Abstinenz von GB aufhorchen lässt. Bei den Stärken Martin´s ist es nur folgerichtig, als letzten Titel des Albums die mit interessantem Text ausgestattete Ballade "A guitar with no strings" auszusuchen, die er selbst geschrieben hat und als Schlusspunkt die Fähigkeiten des Sängers noch einmal hervorhebt.
Resümee:
All that I am ist kein Album, das seinem Hörer ein kraftvolles "Wow!" entlockt, nachdem er sich das erste Mal durch den Silberling gehört hat. Vielmehr sollte man sich dieses Werk mehrere Male anhören, um die Nuancen und Tiefen zu erkennen, die es so hörenswert machen. Auffallend ist die Spannweite der Musikstile, die hier verarbeitet wurden und vom harten Rock über Midtempo-Dancehits, Singer/Songwriter und sanfte Balladen bis zum traditionellen Western-Swing reicht und in dieser Vielfalt kaum auf einer CD zu erhalten ist. Das heißt aber nicht, dass Daniel Lee Martin konzeptionslos ist. Vielmehr liegt sein musikalischer Schwerpunkt im Bereich der ruhigen Songs, aber es wäre schade, dem Publikum die gut gemachten flotten Songs vorzuenthalten, und so hat er in seinem ersten Album gleich gezeigt, was in ihm steckt. Dies sollte auch nicht verwundern, denn als sogenannte Opening Act hat er bereits bei Konzerten von Vince Gill, Clint Black, Willie Nelson, Lonestar, John Michael Montgomery und vielen anderen seine ersten Sporen verdient. All that I am ist eine handwerklich und atmosphärisch sehr saubere CD und es bleibt abzuwarten, ob sie innerhalb der Charts ihren Weg macht. Zu gönnen wäre es ihr, gerade um dem Bereich Singer/Songwriter zu neuem Glanz zu verhelfen.
Lothar Heising
Trackliste
1 | Come back to the way it was | 3:52 |
2 | Homespun love | 3:07 |
3 | I can´t let go | 4:16 |
4 | All that I am | 3:00 |
5 | Freedom´s finally mine | 3:15 |
6 | Tangled up in love | 3:37 |
7 | If I was an angel | 4:12 |
8 | The closest thing | 3:45 |
9 | Lucy kept hangin´ on | 3:27 |
10 | Until you | 3:20 |
11 | Sometimes angels can´t fly | 4:27 |
12 | Purely speculation | 3:24 |
13 | A guitar without strings | 4:16 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |