Reviews

Rod Stewart

Soulbook

Info Musikrichtung: Soul VÖ: 27.10.2009 (J Records/Sony) Gesamtspielzeit: 47:19 Internet: http://www.sonymusic.de/Rod-Stewart

... I have waited my whole life to record! Mit diesem Statement des Künstlers beginnt das Booklet zum neuen Rod Stewart-Album Soulbook, auf dem der inzwischen fast 65jährige gebürtige Londoner die Songs seiner Jugend interpretiert als die Lieder derjenigen, die ihm "Gods and heroes" waren.

Dementsprechend liest sich die Tracklist auch wie das Who-is-who des Souls, und damit verbindet der geneigte Hörer auch mit jedem einzelnen Track bereits eine Assoziation, eine Stimme, eine bestimmte Interpretation des Songs, noch bevor Rod Stewart überhaupt angefangen hat zu singen, am sinnfälligsten vielleicht bei "Wonderful World" (Sam Cooke) oder "If you don´t know me by now" (Simply Red). Demenstprechend stellen die ausgesuchen Titel selbst für einen herausragenden Künstler wie Rod Stewart ein große Herausforderung dar.
Insofern überrascht es, dass Rod Stewart vollkommen unspektatulär und unaufgeregt an die Songs herangeht: Keine großartige Inszenierung der jeweiligen Instrumentierung, nicht einmal der Versuch, die eigene markante Stimme in den Mittelpunkt des Songs zu rücken - Rod Stewart stellt sich, seine Stimme und die Musik vollkommen in die angemesse Interpretation, die der jeweilige Song verlangt. Vor allem seine markante, kratzige Stimme strahlt auf diese Weise eine beruhigende Wärme aus.
Das überrascht zu Beginn dermaßen, dass ich fast geneigt war, nach dem Duett "You make me feel brandnew" mit Mary J. Blige dieses Experiment für gescheitert zu erklären. Statt dessen gefällt mir Soulbook inzwischen bei jedem Durchgang besser...

... aber nach diesem Gesamteindruck vielleicht doch noch einmal zu den einzelnen Songs, also den Klassikern, die sich Rod Stewart für seine "Retrospektive" ausgesucht hat, auch wenn es natürlich schwer fällt, derartige "Gassenhauer" noch einmal zu kommentieren:
"It´s the same old Song" erweist sich als guter, weil leiser und langsamer Einstieg, bis sich der Song dann steigert und im wesentlichen vom beat und den Stimmen von Rod Stewart und dem background-chorus getragen wird; selbst das Saxophon im Solo wirkt arg zurückgenommen. "My cherie amour" (feat. Stevie Wonder), ein Stück darüber wie sich der durchschnittliche Ameriker französisches Lebensgefühl vorstellt, ist eigentlich per se schon so leichtfüßig, dass es nur gelingen kann.
"You make me feel brandnew", das Duett mit der unglaublichen Mary J. Blige stellt für mich den Schlüsselsong des Albums dar, und damit auch für jeden vielleicht den Anspieltipp: Wer diese Version mag wird Soulbook auch als ganzes mögen. Weder sie noch Rod Stewart spielen hier ihre Stimmgewalt aus, sondern singen ihn völlig zurückhaltend und zart als das Liebeslied, das der Song ja ist - dabei aber mit einem dadurch um so wirksameren Refrain. Einfach schön!
Selbes gilt für die Tracks "Tracks of my Tears" (feat. Smokey Robinson), "Rainy Night in Georgia" u.a., Songs also, die wohl ähnlich zu einer Stimmexplosion eingeladen hätten. Auch hier bleibt diese aus, und gerade dadurch gelingt auch diese Songs aufs wunderbarste, und machen dieses Album zu einer wirlich gelungenen Retrospektive.

Ob die Interpretationen der verschiedenen Soul-Klassiker, die Rod Stewart aud Soulbook versammelt hat auch in seiner Version noch Soul sind oder eben die Interpretation eines Soul-Titels durch Rod Stewart, möge der geneigte Hörer selbst entscheiden. In jedem Fall drückt der Brite diesen Songs seinen eigenen, markanten Stempel auf; was dabei herauskommt ist letztlich nicht mehr und nicht weniger als unaufgeregte, gute und gutgemachte, schöne, pure Musik - einfach ein schönes Album!

Andreas Matena