Reviews

Steve Miller Band

Live from Chicago (DVD/CD)

Info Musikrichtung: Rock VÖ: 23.05.2008 (Coming Home Studios/Soulfood) Internet: http://www.stevemillerband.com

Wer kennt sie nicht, die großen Hits von Steve Miller und seiner gleichnamigen Steve Miller Band. „The joker“, „Abracadabra“, „Jet airliner“ oder „Fly like an eagle“ dürfte so ziemlich jeder schon einmal mitgepfiffen haben. Aber trotzdem blieb dem ehemaligen Gitarrenschüler des berühmten Les Paul in unseren Gefilden der großflächige Durchbruch verwehrt. Ganz anders natürlich in seiner Heimat USA. Dort ist er auch heute noch ein gern gesehener Gast auf den Bühnen des Landes, auch wenn (oder gerade weil?) sein letztes Studioalbum schon 15 Jahre zurückliegt. Diese Tatsache dokumentiert seine aktuelle und im schicken Digipack verpackte DVD Live from Chicago und der darauf enthaltene knapp zweistündige Konzertmitschnitt recht eindrucksvoll.

Mit insgesamt 32 Kameras wurden hierzu zwei Auftritte in der wunderschönen Umgebung des Chicagoer Ravinia Festivals eingefangen. Bei hervorragender Bildqualität und mit tadellosem Sound versehen, gibt es darauf 20-mal Steve Miller wie er leibt und lebt. Das Intro der DVD verbreitet bereits familiäre und gemütliche Picknickatmosphäre und der Beginn mit einer überlangen Version von „Fly like an eagle“ gestaltet sich recht entspannt (auch wenn die Rapeinlage von Keyboarder Joseph Wooten reichlich gewöhnungsbedürftig ist) und vermittelt bereits was den Zuschauer noch erwartet. Eine ganze Portion gute Laune und eine gut eingespielte und professionelle Band mit einer ganzen Latte an Klassikersongs. Zwar passiert auf der Bühne nicht allzu viel, doch der an die Musik angepasste Schnitt mit seinen zahlreichen Schwenks ins feiernde Publikum vermittelt eine recht angenehme Konzertatmosphäre.

Da die Setlist quasi ein Querschnitt der fast kompletten Karriere von Steve Miller darstellt, darf neben Classic Rock-Perlen wie „Jungle love“ und „Take the money and run“, auch eine ausgedehnte Führung durch seine Bluesphase nicht fehlen, bei der u.a. auch gut abgehangene Fremdkomposition von Jimmie Vaughan („Boom bapa boom“) und Robert Johnson („Crossroads“) gespielt werden. Die Band, allen voran ihr Namensgeber, geben sich spielerisch zu keiner Zeit eine Blöße, drehen aber erst im letzten Drittel so richtig auf. Von da an gibt es auch im Publikum kein Halten mehr und als Zuseher erwischt man sich selbst beim leichten Mitwippen zu „Swing town“ oder „Jet airliner“ vor dem heimischen Fernseher. Ja das Video macht auf jeden Fall Spaß!

Als Bonus wurde noch eine zweite DVD mit einer Dokumentation über Steve Miller, in der seine vom Blues geprägte Zeit in Chicago im Mittelpunkt steht, dazu gepackt. Die übliche Fotogalerie darf natürlich auch nicht fehlen. Nur die als weiterer Bonus angekündigte Radioshow entpuppt sich als hörfunkgerechte Aufarbeitung der Dokumentation. Dafür lässt die einstündige Bonus-DVD mit 12 Highlights des Konzerts wieder aufhorchen. Leider kommt der Sound darauf nicht so transparent rüber wie auf dem Konzertvideo selbst. Hier hat man sich leider nicht so viel Mühe dabei gegeben, den DVD-Sound CD-gerecht aufzubereiten.

Aber sei’s drum, Live from Chicago ist ein echter Pflichtkauf für jeden Steve Miller Band-Fan und -Interessierten. Bringt sie doch eine geballte Ladung Rockhistorie in die heimischen Wände und zeigt nebenbei, dass Steve Miller, genauso wie Altersgenosse John Fogerty, noch nicht zum alten Eisen gehört und live immer noch ohne weiteres überzeugen kann.

Mario Karl