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Klaviertrios op. 10 u.a.
Info
Musikrichtung:
Kammermusik
VÖ: 20.10.2003 (CHRISTOPHORUS / Note 1) CD (AD 2002) / Best. Nr. CHR 77259 Gesamtspielzeit: 75:04 |
KAMMERMUSIKALISCHE KOSTBARKEITEN VOM BEETHOVEN-KONKURRENTEN
ANTON EBERL: ZU LEBZEITEN GEFEIERT, HEUTE FAST VERGESSEN
Als Beethovens "Eroica" zusammen mit Anton Eberls (1765-1807) Symphonie Es-Dur uraufgeführt wurden, zogen die Kritiker und Zuhörer Eberls Komposition vor. Man muß kein Werturteil in die eine oder andere Richtung fällen, richtig aber ist, dass auch Eberls Werke einen unverändert großen Reiz ausüben und insofern zu Unrecht ein Schattendasein führen. Das gilt auch für sein kammermusikalisches Schaffen. Die Werke des österreichischen Komponisten mögen zwar weniger komplex und auf dem Gebiet der Kammermusik auch nicht von gleicher harmonischer Kühnheit sein, doch zeichnen sie sich dafür durch eine affektgeladene, bewegende, unmittelbar zugängliche Tonsprache aus.
Wie vielfältig dabei Eberls Ausdrucksmittel sind, wird durch die Palette der hier eingespielten Stücke deutlich: Die leidenschaftliche, zum Pathetischen tendierende Klaviersonate in g-moll steht etwa den Variationen über ein russisches Volkslied gegenüber (für Pianoforte und Cello), bei denen man mit Staunen nicht nur mitreißende Lebensfreude, sondern an einer Stelle sogar jazzige Töne vernimmt. Die beiden Sonaten op. 10 für Pianoforte, Violine und Violoncello zeigen sich abwechslungsreich und stellen hohe technische Anforderungen. In ihnen finden sich Passagen mozart´scher Unbeschwertheit (etwa im 3. Satz des Trios op. 10 Nr. 1), aber auch hoch dramatische, teils ins rauschhafte gesteigerte Takte.
DAS PLAYEL TRIO ST. PETERSBURG ALS VORZÜGLICHER SACHWALTER
Die auf historischen Instrumenten spielenden drei jungen russischen Musiker Yury Martynov (Hammerklavier), Sergej Filtchenko (Violine) und Dmitri Sokolov (Violoncello) haben bereits mit ihrer Einspielung von Eberls Klaviertrios op. 8 (ebenfalls beim Label Christophorus CHR 77237) großes Lob geerntet. An diesen Erfolg knüpfen sie mit der neuen CD nahtlos an. Sie brillieren nicht nur mit makelloser Technik, sondern verstehen sich auch auf ein nuancenreiches, transparentes Spiel. Die drei verfügen sowohl über das notwendige Temperament, als auch über eine unsentimentale Empfindsamkeit, mit welcher sie die elegisch-melancholischen Seiten von Eberls Musik zur Geltung bringen. Zudem verwenden sie äußerst wohlklingende Instrumente (Violine und Hammerklavier sind Nachbauten, das Cello ein Originalinstrument von 1730). Gerade der lichte Ton des Hammerklaviers ist ein purer Hörgenuß.
Glücklicherweise hat die Tontechnik diese musikalische Kostbarkeit adäquat einzufangen vermocht, mit einem klaren, trockenen Klangbild. Das informative Booklet macht das Hörerglück komplett.
Wahrhaftig eine Bereicherung des Repertoires und eine unbedingte Empfehlung!
Sven Kerkhoff
Trackliste
Variationen über ein russisches Volkslied op. 17
Klaviersonate op. 39
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |