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Reviews

Monteverdi, C. (Cavina)

Primo & Nono Libro dei Madrigali (1587/1651)


Info

Musikrichtung: Barock Madrigal

VÖ: 25.04.2008

(Glossa / Note 1)

Gesamtspielzeit: 73:00

DER KREIS SCHLIESST SICH

Das 1. und das posthum erschienen 9. Madrigalbuch markieren die Eckpunkte von Claudio Monteverdis weltlichem Schaffen. Gesellenstücke des angehenden Meisters waren bis zu Publikation des ersten Buches zwei Sammlungen mit geistlichen Madrigalen bzw. dreistimmigen Canzonetten gewesen. Als 1587 das 1. Madrigalbuch erschien, war Monteverdi gerade 20 Jahre alt und immer noch Schüler von Marcantonio Ingegneri.
Mit dem klassischen fünfstimmigen Madrigal versucht er sich am Chef d’oeuvre seiner Zunft. Und auch wenn er noch nicht die Geschmeidigkeit und vor allem jene bewundernswerte „konservative Modernität“ seiner reiferen Jahre erlangt hat, lässt die Musik doch aufhorchen. Die Stücke sind überwiegend kurz (viele währen kaum zwei Minuten) und abwechslungsreich. Der Ausdruck ist eher weich; ihn kennzeichnet ein feiner Wechsel von Licht und Schatten. Claudio Cavina und La Venexiana liegt dieses Chiaroscuro besonders. Wie immer singen sie die Musik sehr stilsicher. Ihr lockerer, unaufgeregter Tonfall betont eine mediterrane Leichtigkeit selbst in den schmerzlichen Momenten. Dieser unangestrengte Zugriff tut diesen kleinen Kostbarkeiten sehr gut.

Ganz anders ist das nach Monteverdis Tod veröffentlichte 9. Madrigalbuch. 64 Jahre trennen es von dem Erstling! Monteverdi starb 1643. Obwohl das „Orakel der Musik“ recht schnell in Vergessenheit geriet, lohnte sich die Publikation offenbar noch. Der Herausgeber, Alessandro Vincenti, bediente sich allerdings beim 8. Madrigalbuch und bei den 1632 erschienen leichtgewichtigen Canzonetten der Scherzi musicali, um den Umfang der Sammlung zu vergrößern. Die vier „entliehenen“ Stücke des 8. Bandes hat La Venexiana übrigens nicht mehr neu eingespielt, sie liegen ja in seiner Interpretation des 8. Bandes bereits vor.
Der posthume Monteverdi ist derselbe, der in seinem 7. und 8. Buch die Grenzen der Gattung gesprengt hatte, indem er sie für die damals noch neue, ausdrucksvolle Monodie und das instrumentale Konzert geöffnet und dadurch zunehmend in Theatermusik verwandelt hat.
Entsprechend farbig ist auch hier die Musik. Kleine musikalische Dramen werden aufgeführt, getragen von einzelnen Solist/innen. Das Ensemble taucht die Stücke in das gleiche sommerliche, klare Licht wie die Stücke der 1. Sammlung. Auch wenn die Syntax der Musik gewandelt hat und neue Ausdrucksmöglichkeiten erprobt werden, stehen die Kompositionen doch hörbar in der Tradition einer altehrwürdigen Gattung. Die Souveränität und Natürlichkeit, mit der La Venexiana diese Musik singt, ist seit jeher ein besonderes Kennzeichen des Ensembles gewesen. Dazu gehört neben der perfekten Beherrschung des Italienischen eine ausdrucksvolle Schönheit in der Tongebung.

Der Kreis hat sich mit dieser Neuaufnahme von Madrigalen des jungen und des alten Monteverdi geschlossen. Die hohen Erwartungen, die sich u. a. 2003 an der soeben wiederveröffentlichten Einspielung des 3. Madrigalbuches (GCD920923) entzündet hatten, wurden erfüllt - der Hörer genießt’s und freut sich. Und keine Angst, dass der edle Klangstrom nach fünf Jahren Monteverdi versiegen könnte: Als nächstes stehen bei La Venexiana weitere Perlen aus dem Gesualdo-Zyklus auf dem Programm.



Georg Henkel

Besetzung

La Venexiana
Roberta Mameli, Nadia Ragni, Francesca Cassinari – Sopran
Raffaele Giordani, Guiseppe Maletto – Tenor
Matteo Bellotto – Bass

Marta Garziolino – Harfe
Anna Fontana – Cembalo
Gabriele Palomba - Theorbe

Claudio Cavina, Altus und Ltg.
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