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Klavierwerke 2: Fantasien und Fugen
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ORGANISCHER FLUSS
Weil sich Julia Brown für die Fugen und Fantasien von Wilhelm Friedemann Bach deutlich mehr Zeit nimmt als beispielsweise Christophe Rousset (harmonia mundi), spricht aus ihrer Interpretation vernehmlicher der Geist der Empfindsamkeit. Rousset betont die barocke Seite der Faktur. Seine Deutung ist klar und präzise. Dramatik gewinnt die Musik aus einer spannungsvollen Darstellung der musikalischen Architektur.
Brown setzt dagegen auf eine freiere, dabei immer organische Agogik mit deutlich kontrastierenden Gesten. Die monolithische Fantasie in C-Moll (Fk 15) erreicht bei ihr mit fast 20 Minuten Spieldauer geradezu epische Dimensionen. Mit seinen ständigen leidenschaftlichen Stimmungs- und Affektwechseln ist das Stück ein spannendes Beispiel für einen spätbarocken Manierismus, der durch Browns Ansatz noch gesteigert erscheint.
Die Fuge, bei Bach Vater trotz aller Charaktervielfalt noch Musterbeispiel einer verobjektivierten Satzkunst, wird von seinem ältesten Sohn nicht weniger individuell als die freie Fantasie behandelt. Die Themen wirken oft unkonventionell. Ihre Chromatik bietet sich für eine harmonische Schärfung des Ausdrucks an. Auch hier gewinnt Brown durch ein ruhiges Tempo Spielräume für die Auslotung der innwendigen Ausdrucksemxtreme. Verständlich, dass W. F. Bachs Zeitgenossen von dieser janusköpfigen Musik angezogen wurden und sie zugleich verworren, eben altmodisch „barock“ fanden. Immerhin hielten sich seine Stücke bis 1820 im Repertoire, was für ihre Zukunftsträchtigkeit spricht.
Viele von W. F. Bachs Kompositionen gingen leider verloren. Da ist es erfreulich, dass Naxos seinen qualitätvollen Werken für Tasteninstrumente bereits zwei Folgen mit unterschiedlichen Interpreten gewidmet hat. Robert Hills Einspielung der 12 Polonaisen (F 12), einer Sonate (F 3) und der Fantasie A-Moll (F 23) auf dem Fortepiano ist ebenfalls empfehlenswert. Es bleibt zu hoffen, dass die noch ausstehenden Werke, Sonaten zumeist, noch folgen werden.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Fantasia in C minor, F. 15 | 18:58 |
2 | Fugue No. 1 in C major | 1:48 |
3 | Fugue No. 2 in C minor | 2:47 |
4 | Fantasia in E minor, F. 21 | 10:03 |
5 | Fugue No. 3 in D major | 1:14 |
6 | Fugue No. 4 in D minor | 1:15 |
7 | Fantasia in D minor, F. 19 | 7:04 |
8 | Fugue No. 5 in E flat major | 3:41 |
9 | Fugue No. 6 in E minor | 3:19 |
10 | Fantasia in C minor, F. nv2 | 7:39 |
11 | Fugue No. 7 in B flat major | 1:36 |
12 | Fugue No. 8 in F minor | 5:46 |
13 | Fantasia in A minor, F. 23 | 4:31 |
14 | Fantasia in D minor, F. 18 | 3:26 |
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |