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Lühning

Entfernung

Info Musikrichtung: Elektonika Pop VÖ: 23.05.2008 (Herzog Records / EdelKultur) Gesamtspielzeit: 44:31 Internet: http://www.luhning.de/

Entfernung, das zweite deutschsprachige Album der Hauptpropagandistin dieses Projektes, Inga Lühning, wird von den Promotern schon sehr hoch als gehobener Pop bzw. schon fast als große Kunst angeboten. Bei den beteiligten Personen (Inga ist studierte Musikerin und Sängerin und Schlagzeuger Thome spielt sonst mit Stockhausen Sohn Markus), handelt es sich um durchaus erfahrene und studierte Musiker, mit dieser Tatsache wird geworben und ein außergewöhnliches Werk angepriesen. Auch mit Produzent Lars Bartkuhn wird gewuchert. Und was bietet uns Entfernung nun? Zweifelsfrei bietet das Album intelligent produzierte, moderne Popmusik mit Jazzbestandteilen, Trip Hop Einflüssen und auch moderner deutscher Popkultur.

„In der Wucht“ ist wahrscheinlich das beste Beispiel für dieses Album, denn es enthält so ziemlich alle Bestandteile. Das groovende, aber eher im Hintergrund gehaltene Schlagwerk, das als Bassersatz funktionierende Klavier, leichte akustische Gitarren im Hintergrund und dazu eine ganze Menge an elektronischer Sounds. Darin verliert sich die Stimme in einem Strudel aus der Musik, und auch ein wenig in sich selbst. Das ist auch der Nachteil des Albums, die Stimme Ingas ist toll, aber leider nicht so facettenreich. Über die ganze Albumlänge wird es dann doch ein wenig anstrengend.

Eigentlich gibt es an dem perfekt produzierten Popalbum nichts auszusetzen. Alles ist perfekt eingespielt und produziert. Die relative große Stilvielfalt fällt kaum auf, da sie in der Produktion doch sehr gleichklingend ausgearbeitet wird, bzw. glatt produziert wird. Das ist wohl auch das, was mich an dem Album stört, es ist überproduziert und hat dadurch seine Ecken und Kanten verloren. Wie es hätte klingen können, zeigt „Verkriechen“, das nur mit dem verschrobenen Jazzbesen, Bass und Elektronik auskommt und so sehr ins Herz geht. Später fällt auch dieser Song in den großen Produktionsrahmen zurück, hier ist es jedoch im Kontext wie ein Aufbrausen und wirkt dementsprechend. Dieser Song hat schöne Wendungen und gefällt dann in seiner Vertracktheit.

Entfernung ist ein schönes Popalbum, bei dem manchmal weniger mehr gewesen wäre. Im richtigen Moment gefällt das Album und ich bin durchaus auf die Entwicklung gespannt, denn hier kann noch einiges Interessantes entstehen. Im Bereich der deutschsprachigen Popmusik liegen Lühning mit ihrem intelligentem Pop sicherlich im oberem Feld. Für den Platz an der Spitze müssen Musiker wie Sängerin noch ein wenig mehr Mut für Experimente zeigen.

Wolfgang Kabsch